Auch wenn ein Kampf über Leben und Tod in Deutschland eher unwahrscheinlich ist, spricht nichts dagegen, sich etwas Grundwissen anzueignen. Außerdem verbringen immer mehr von uns ihren Urlaub in exotischen Ländern, wo Tsunamis und andere Unwetter nicht auszuschließen sind. 2004 starben über 11.000 Menschen in sechs Ländern, als ein Erdbeben Asien erschütterte. Den Überlebenskampf gewinnst Du, wenn Du essbare Wurzeln ausfindig machen kannst.
Hast Du Dir als Veganer Gedanken darüber gemacht, was Du in Notfällen essen kannst? Was steht Dir zur Verfügung, wenn ein Erdbeben Deinen Aufenthaltsort erschüttert und der Kühlschrank leer ist? Welche essbaren Dinge findest Du in einem fremden Land, das von einem Tsunami nahezu weggespült wurde?
Eines ist sicher, auch abseits von Aldi und Co. findest Du essbare Dinge, die Dir Mutter Natur vollkommen kostenlos zur Verfügung stellt. Das beweist der Mönch Simon, der sieben Jahre lang abseits aller Zivilisation lebte und ausschließlich essbare Wurzeln konsumierte [1].
Pfeilwurz-Wurzeln sättigen nachhaltig.
1. Pfeilwurz (Maranta arundinacea)
In unserer Region wird aus Pfeilwurz in erster Linie Stärkemehl gewonnen, das als Bindemittel für Soßen und Glasuren zum Einsatz kommt. Seine Beliebtheit hat es der niedrigen Eindickungstemperatur (65 °C) zu verdanken, die bei Speisen vorteilhaft ist, die nicht kochen dürfen.
Pfeilwurz muss man aber nicht in Mehl verwandeln, da die Wurzeln der Pflanze essbar sind. Zuvor solltest Du aber die Schuppen entfernen und die Wurzeln kochen.
Gut zu wissen: Der Konsum von Pfeilwurz soll Dein Sättigungsgefühl verlängern. Außerdem kann Pfeilwurz Durchfall beseitigen [2].
Rohrkolben sind fast überall auf der Welt verbreitet.
2. Rohrkolben (Typha)
Die Rohrkolben sind eine Pflanzengattung, die in lebensgefährlichen Situationen besonders praktisch ist. Wie auch beim Pfeilwurz ist die Wurzel stärkehaltig, sodass sie als Aufbaukost verwendet werden kann. Besonders hilfreich ist aber die Tatsache, dass Rohrkolben verschmutztes Wasser reinigen kann [3]. In Ländern wie Tansania wird die Pflanze aktiv zur Säuberung von Abwasser verwendet.
Essen lässt sich die Pflanze auch, insbesondere der Wurzelstock, wahlweise roh, gekocht oder gebraten. Das Innere des Wurzelstocks ist ein nährstoffreicher Snack, der voll von wertvollen Vitaminen und Mineralien sein soll [4].
Was für diese Pflanzenart spricht, ist ihre weltweite Verbreitung. Sie ist in den meisten Ländern der Welt einheimisch oder wurde vor langer Zeit eingeführt. Zu finden ist sie entlang von Flüssen und Bächen.
3. Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Man mag es kaum glauben, aber der Löwenzahn ist mitsamt seiner Wurzel tatsächlich essbar. Es handelt sich weder um Kaninchenfutter noch Unkraut. Und: Der Löwenzahn ist in Europa einheimisch.
Mit Brennnesseln zubereitet kannst Du Löwenzahn in eine köstliche, nährstoffreiche Suppe verwandeln, ihn als Salat essen oder in ein leckeres Pesto verarbeiten.
Zur Übersicht: 100 Gramm Löwenzahn enthalten
• 68,0 mg Vitamin C
• 27,0 Kalorien
• 2,9 Gramm Eiweiß
• 0,6 Gramm Fett
• 2,4 Gramm Kohlenhydrate und
• 3,0 Gramm Ballaststoffe[5]
Nicht nur im Salat macht Löwenzahn eine gute Figur. Die nährstoffreichen Wurzeln kannst Du auch als Tee zubereiten.
Die gemeine Wegwarte: Zichorienwurzel ist sehr nahrhaft und besonders vielseitig verwendbar.
4. Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus)
Um die Wegwarte rangen sich zahlreiche Legenden. So soll ein Mädchen auf ihren Liebsten am Rande eines Weges gewartet haben und genau dort wuchs diese Pflanze. Tatsächlich fühlt sich die Wegwarte an solchen Stellen besonders wohl. Sie ist recht leicht erkennbar, da ihre Blüte in einer schönen blauen Farbe erstrahlt und einen klaren Kontrast zum Rest der Pflanze bildet. Leicht aus dem Boden pflücken kannst Du sie nicht, da ihre Wurzeln mächtig sind.
Im Altertum wurde diese Pflanze schon in Salaten verwendet [7]. Besonders interessant ist der Nährstoffgehalt der Wurzel, diese enthält:
• 17,5 % Zucker
• 12,7 % Karamell
• 7,4 % Stickstoffsubstanzen
• 2,5 % Fett
In Italien und anderen Regionen wird aus der Wurzel sogar Kaffee zubereitet. Erst später entdeckte man den Nutzen der Wegwarte als Gemüse- und Salatpflanze (um 1850).
Tipp: Wenn Du keinen Appetit auf Salat hast, kannst Du aus Wegwartenblättern sowie der Wurzel der Pflanze einen stärkenden Tee zubereiten.
Die Schwanenblume, ein geschütztes Wildkraut, sollte dem Notfall vorbehalten sein.
5. Schwanenblume (Butomus umbellatus)
Mit einem Schwan hat die im Sommer zwischen Juni und August blühende Pflanzenart wenig zu tun. Wahrscheinlich hat sie ihren Namen dadurch verdient, dass sie nährstoffreiche Süßwassergebiete bevorzugt – genauso wie Schwäne.
Die Blume des Jahres 2014 [8] verbreitet sich entlang großer Flüsse, darunter der Oder, Elbe sowie dem Rhein. Leider steht die Pflanze auf der Liste bedrohter Arten, sodass Du sie nur in absoluten Notsituationen essen solltest. Da in Deutschland intensive Hochwasserschutzmaßnahmen praktiziert werden, wird ihr Bestand womöglich weiter zurückgehen.
Wie bei vielen anderen genannten Pflanzen kannst Du auch in diesem Fall die Wurzeln essen. Einfach die Blume aus dem Wasser ziehen und kochen.
6. Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
Die Wurzel der Knoblauchsrauke ist geschmacklich dem Meerrettich ähnlich.
Diese Pflanze wird seit mehreren Jahrtausenden als Gewürz verwendet. Der Name verrät bereits, dass sie ein Knoblaucharoma besitzt. Zwar ist die gesamte Pflanze essbar, von Interesse sind insbesondere die Blätter und Triebe, welche Du in Aufstrichen, Pesto oder Suppen zubereiten kannst; der Geschmack der Wurzel erinnert an Meerrettich und Du kannst sie fein gerieben als Gewürz verwenden.
Übrigens: Die Knoblauchsrauke ist in Europa einheimisch, man findet sie aber auch in Vorderasien und Nordamerika. Sie bevorzugt folgende Orte:
• Laubwälder
• Gartenränder
• Brach- und Heckenplätze
Da sie meist nur einen Meter hoch wächst, ist sie aus großer Ferne kaum zu sehen.
7. Topinambur (Helianthus tuberosus)
Unter Feinschmeckern hat es sich längst herumgesprochen, dass Topinambur ein schmackhaftes Wurzelgemüse ist.
Topinambur ist ein leckeres und nahrhaftes Wurzelgemüse.
Auf den ersten Blick könnte man die Pflanze fast schon mit dem Ingwer verwechseln, sie schmeckt aber nussig und lässt sich wie eine Kartoffel auf verschiedene Arten zubereiten. Außerdem ist sie bei Diabetikern beliebt, weil sie sehr kalorienarm ist. Topinambur besteht überwiegend aus Wasser (80 Prozent), wenig Fett, etwas Eiweiß sowie Kohlenhydraten.
Zu finden ist das Knollengemüse von Oktober bis März, jedoch verdirbt es aufgrund der dünnen Schale schnell; eine zügige Zubereitung ist also wichtig. Wenn Du einen möglichst guten Geschmack hervorbringen möchtest, solltest Du Topinambur kochen oder dämpfen.
Wurzeln gehören auf Deinen Speiseplan
Die sieben genannten Wurzeln sind nicht nur in gefährlichen Situationen ein Lebensretter, sondern sollten auch im Alltag regelmäßig den Weg in Deinen Speiseplan finden. Früher wurden sie in großen Mengen konsumiert. Die Natur stellt uns mehr als genug zur Verfügung, um satt zu werden und unseren Körper mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
Quellen:
[1] http://www.askaprepper.com/10-edible-roots-kept-hermit-monk-alive/
[2] http://www.scielo.br
[3] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0273122399002619
[4] https://www.motherearthnews.com/real-food/eating-cattails-zmaz78mjzhin
[5] https://eatsmarter.de/lexikon/warenkunde/loewenzahn
[6] https://www.br.de/extra/themen-highlights/index.html
[7] http://www.roever-stiftung.de/dok/wegwarte.pdf
[8] http://www.loki-schmidt-stiftung.de/downloads/blumen_des_jahres_pdfs/Blume_des_Jahres_2014.pdf (Quelle mittlerweile offline)