Foraging: Essbare Wildpflanzen sammeln statt kaufen
In der Natur wildes Obst und Gemüse und Kräuter zu sammeln liegt uns nicht nur von jeher im Blut, sondern ist derzeit auch gerade ein begehrter Trend. So manches angesagte Restaurant beschäftigt sogar einen eigenen so genannten Forager, wie man im Englischen jemanden nennt, der sich bestens auskennt mit den regionalen und saisonalen Schätzen von Wäldern und Wiesen. Das Sammeln genau dieser Köstlichkeiten nennt sich Foraging („Nahrungssuche“).
Woher kommen dein Obst und Gemüse? Manch einer sagt einfach: aus dem Supermarkt. Wer sich etwas mehr Gedanken um Herkunft, Qualität und Nachhaltigkeit macht, antwortet: aus dem Biomarkt, Hofladen oder vom Wochenmarkt. Und wenn du einen Garten oder Balkon hast, baust du vielleicht sogar einige Nutzpflanzen selbst an. Doch da gibt es noch eine Möglichkeit für alle, die mit offenen Augen durch die Natur gehen: das Sammeln von essbaren Wildpflanzen. Wir stellen dir einige vor, die gar nicht so schwer zu finden sind hierzulande und liefern dir ein paar praktische Rezepte mit.
Was spricht für Wildkräuter?
Zunächst einmal ist das Sammeln von frischen Wildkräutern oder -früchten ein tolles Erlebnis, das dich der Natur näherbringt. Schließlich haben sich unsere Urahnen als Jäger und Sammler ernährt, bevor sie sesshaft wurden und zu Ackerbau und Viehhaltung übergingen. Die Suche nach Essbarem in der Natur liegt uns also im Blut und verbindet uns in gewisser Weise wieder mit unseren Ursprüngen.
Aber das Foraging ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit. Auch in kulinarischer Hinsicht spricht vieles dafür, denn frisch geerntet und randvoll gepackt mit Geschmack und Nährstoffen eignen sich Wildpflanzen und ihre Früchten zur Zubereitung von köstlichen und gesunden Speisen. Als echte Superfoods übertreffen sie die zurechtgezüchteten Agrarpflanzen oft, wenn es um den Nährstoffgehalt geht. Manche sind regelrechte Delikatessen, andere eignen sich einfach als praktische Ergänzungen für den saisonalen Speiseplan. Und fast alle haben sogar zusätzlich noch heilsame Eigenschaften, die sie für deine natürliche Hausapotheke prädestinieren.
Nimm deinen Korb: Tipps für Forager
Ob Anfänger oder fortgeschritten in Sachen Foraging, Vorbereitung ist immer eine gute Idee. Viele von uns lieben die Natur, aber nicht alle kennen sich aus mit jedem kleinen Pflänzlein, das unauffällig wächst und blüht. Wenn du dich zu den Neulingen zählst, aber nicht erst einmal ein Botanikstudium absolvieren möchtest, kannst du dich auf ein, zwei Pflanzen spezialisieren, nach denen du gezielt suchst. Such dir etwas aus, mit dem du gerne in der Küche arbeiten möchtest.
Besonders schön ist es, das Sammeln von Wildpflanzen von jemandem zu lernen, der sich auskennt. Vielleicht ist jemand in deinem Familien- oder Freundeskreis schon ein Experte? Wenn du Glück hast, werden in deiner Region auch Kurse oder geführte Wildkräuterwanderungen angeboten, bei denen du lernst, die Pflanzen zu erkennen, zu ernten und zu verarbeiten. Auch Bücher mit Fotos, Tipps und Rezepten sind eine gute Hilfe. Ein Bestimmungsbuch mit aussagekräftigen Bildern dabei zu haben, ist auf jeden Fall eine gute Idee.
Wichtig ist, dass du weißt, wann und wo deine gewünschten Blätter, Blüten oder Früchte wachsen und zu welcher Zeit du sie am besten ernten solltest. Außerdem solltest du dich informieren, ob die Pflanze unter Naturschutz steht und es Beschränkungen gibt und ob diese Pflanze selten ist, was die Sammelmenge einschränkt. Sicher ist bei den Pflanzen, die wir hier vorstellen, schon etwas dabei, was du gerne einmal ausprobieren möchtest.
Nach manchem Kraut wirst du gezielt suchen müssen, andere begegnen dir an jeder Ecke, wenn du erst einmal darauf aufmerksam geworden bist. Bei einigen bist du vielleicht überrascht, dass sie essbar und schmackhaft sind. Zwar kannst du auch einmal etwas spontan abpflücken, aber am einfachsten machst du es dir, wenn du beispielsweise einen Korb mitnimmst, in dem deine Blätter, Blüten oder Früchte locker liegen können, ohne zerquetscht zu werden. Mit einer Schere, Gartenschere oder einem Messer erntet es sich einfacher als mit der Hand, und wenn es beispielsweise um Brennnesseln oder Löwenzahn geht, sind Gartenhandschuhe eine gute Idee.
Wo und wie kannst du essbare Wildpflanzen ernten?
Beim Foraging ist nicht nur zu beachten, ob die gewünschte Pflanze unter Naturschutz steht, sondern auch wo du unterwegs bist. In Naturschutzgebieten darfst du nämlich gar nichts sammeln, selbst die gängigsten „Unkräuter“ nicht. Auf Privatgrundstücken, zu denen auch beispielsweise manche Wälder und Wiesen zählen, wäre es ratsam, vorher eine Erlaubnis einzuholen.
Nicht nur welche Pflanzen du sammelst ist entscheidend, sondern auch wo. Sammeln in Naturschutzgebieten ist verboten.
Wenn du deine Pflanze gefunden hast, solltest du nicht alles abernten, schließlich handelt es sich um Wildpflanzen, die auch im nächsten Jahr noch dort wachsen sollen. Gerade bei selteneren Arten ist es wichtig, nur einige Blätter pro Pflanze zu pflücken, sodass sie weiterwachsen kann, und den Bestand nicht zu dezimieren. Ganze Pflanzen auszureißen oder auszugraben wäre noch schlimmer. Auch solltest du daran denken, dass du vielleicht nicht die einzige Person bist, die beispielsweise in diesem Wäldchen nach Bärlauch sucht. Und auch viele Tiere sind auf Wildkräuter angewiesen. Wer gerne Wildpflanzen isst, sollte also gut darin sein, Maß zu halten, sich zu bremsen und auch an andere Hungrige zu denken.
Wer das Foraging für sich entdeckt, liebt die Natur, und darum solltest du stets daran denken, den Ort, wo die essbaren Wildpflanzen wachsen, als Ganzes zu sehen. Weder die kostbaren Kräuter, die du im Visier hast, noch andere empfindliche Pflanzen sollten unnötig zertrampelt oder anderweitig beschädigt werden. Wenn hinterher nicht erkennbar ist, dass hier jemand gesammelt hat, ist es ideal!
Manche Wildpflanzen sind so häufig, dass sie uns beinahe alltäglich begegnen. Das ist zwar bequem und praktisch, aber wenn du auf Grünstreifen oder im Park um die Ecke fündig wirst, solltest du darauf achten, dass sie beispielsweise nicht übermäßig beliebt bei Gassi gehenden Hunden waren oder aber an stark befahrenen Straßen wachsen. Such dir lieber etwas weniger frequentierte Ecken, um gängige Kräuter wie Gänseblumen oder Löwenzahn zu sammeln, und reinige sie vor dem Verzehr besonders gründlich.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Sicher sammeln
Nicht nur auf die Sauberkeit der Pflanzen sollten Forager Acht geben. Wenn du ohne Ahnung oder Bestimmungsbuch losziehst, besteht die Gefahr, dass du spontan etwas pflückst, was vielleicht essbar und köstlich aussieht, aber tatsächlich nicht gut verträglich oder sogar giftig und im schlimmsten Fall tödlich ist – das passiert besonders bei lecker aussehenden Beeren und Pilzen, aber auch bei Blättern. Es kann dir aber auch passieren, dass du denkst, du erkennst eine Pflanze – wenn du bestimmte Merkmale übersiehst, kannst du aber das Falsche sammeln.
Häufig verwechselt werden zum Beispiel die folgenden Pflanzen:
- Bärlauch – die Blätter von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen sehen sehr ähnlich aus, verströmen aber im Gegensatz zum Bärlauch keinen Knoblauchgeruch, und auch optisch gibt es kleine Unterschiede
- Wiesenkerbel – diese vitaminreiche Pflanze, deren Geschmack an Petersilie erinnert, ist extrem leicht mit dem hochgiftigen Gefleckten Schierling zu verwechseln. Den Wiesenkerbel sollte man daher nur sammeln, wenn man sich wirklich gut auskennt mit der Pflanze und dem Standort.
- Rucola – die beliebten Salatblätter sehen dem giftigen Kreuzkraut zum Verwechseln ähnlich. Bau deinen Rucola sicherheitshalber einfach selber im Garten oder im Balkonkasten an.
- Beinwell – das Heilkraut, das beispielsweise zu Salben verarbeitet wird und auch nur in moderaten Mengen verzehrt werden sollte, ähnelt dem giftigen Fingerhut. Die spitz zulaufenden Blätter des Beinwells haben eine glatte Kante, während Fingerhutblätter kleine Einkerbungen aufweisen. Blühen die Pflanzen, sind sie leicht zu unterscheiden.
- Heidelbeeren – sie tragen zur gleichen Zeit wie die giftige Einbeere Früchte und wachsen an ähnlichen Standorten. Zu unterscheiden sind sie daran, dass die Einbeere nur eine Beere trägt, eine Heidelbeerpflanze jedoch mehrere. Wer nur auf die Beeren schaut, kann versehentlich auch eine hochgiftige Tollkirsche statt Heidelbeeren erwischen – Tollkirschen sind in der Regel höhere Gewächse, während Heidelbeeren in Bodennähe wachsen, aber genaues Hinschauen ist lebenswichtig.
Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen sollen, wie wichtig es ist, nicht nur die Pflanzen zu kennen, die du sammeln möchtest, sondern auch alle, die so ähnlich aussehen, um eine Verwechslung auszuschließen. Bei Pilzen sieht es ähnlich aus – es ist leicht, danebenzugreifen, darum solltest du dich vorab intensiv mit dem Thema befassen. Immer weniger Menschen wissen genug über giftige Pflanzen und über die Verwechslungsgefahren, sodass es immer wieder zu Vergiftungen kommt, die manchmal sogar tödlich ausgehen können.
Von Frühjahr bis Herbst: Diese Pflanzen solltest du kennen
Fast das ganze Jahr hindurch finden sich in der Natur essbare Pflanzen, nur im Winter wird es etwas ruhiger, wenn die Pflanzenwelt bei Minusgraden ruht und sich auf das kommende Frühjahr vorbereitet. Hier eine Auswahl von Wildkräutern, die besonders beliebt oder einfach zu finden sind. Einige eignen sich für deinen Salat oder für grüne Smoothies, andere solltest du lieber kochen – ein Rezept liefern wir dir als Anregung zu jeder Wildpflanze mit.
Bärlauch: Heiß begehrt, nicht nur für Pesto
Bärlauch ist ein Allium-Gewächs, gehört also zur Lauchfamilie und ist verwandt mit Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebeln. Der scharfe und würzige Geruch und Geschmack, der eindeutig an frischen Knoblauch erinnert, ist heiß begehrt in der Frühjahrsküche. Wenn in Laubwäldern die ersten Knospen grün schimmern, kann man ihn sammeln, vor allem in halbschattigen Buchenwäldern. Im Garten anbauen lässt er sich nicht und am häufigsten findest du ihn im Alpenraum und in den Mittelgebirgen, wo neben vielen privaten auch professionelle Sammler nach dieser Delikatesse suchen, die neben reichlich Vitamin C auch die Mineralstoffe Kalium, Kalzium und Eisen enthält.
Rezept: Bärlauch-Pesto
Bärlauch-Pesto ist schnell gemacht und bringt sein Aroma besonders schön heraus, ohne die zarten Blätter zu garen. Nimm 150 Gramm Bärlauchblätter und schneide sie in Streifen, dazu kommen 65 Gramm Cashewkerne und zwei Esslöffel Sonnenblumenkerne, die ohne Fett in einer Pfanne angeröstete und danach grob gehackt werden. Ergänze um einen Esslöffel Zitronensaft sowie einen bis zwei Teelöffel Himalaya-Salz, optional zwei Esslöffel Hefeflocken und füge schließlich Olivenöl hinzu – beginne mit etwa 150 ml. Du kannst alles in eine Küchenmaschine geben oder einen Stabmixer die Arbeit erledigen lassen. Gib mehr Olivenöl dazu, bis die Konsistenz stimmt. Zum Schluss schmeckst du dein Pesto ab und würzt bei Bedarf nach. Superlecker mit rustikalem Sauerteigbrot, Pellkartoffeln oder kerniger Vollkornpasta!
Sauerampfer: Als Heil- und Speisepflanze unterschätzt
Der Sauerampfer, von dem es unterschiedliche Varianten gibt, zählt zu den Knöterichgewächsen und ist in Mittel- und Westeuropa und auch in anderen Regionen der Welt weit verbreitet. Er liebt nährstoffreiche Wiesen und breitet sich, wenn er einmal den Fuß in der Tür hat, schnell aus. Mancher hält es für ein wucherndes „Unkraut“, das als Wiesen-Sauerampfer bis zu einem Meter hoch wächst. Von zartem Grün gehen die kräftiger werdenden Blätter im Laufe des Sommers in ein kräftiges Rot über; ob Sauerampfer eher grün bleibt oder sich röter färbt, hängt vom Oxalsäuregehalt ab. Vielleicht wirst du beim Stichwort Oxalsäure hellhörig: Sie steckt auch im Rhabarber und genau wie der sollte Sauerampfer nicht nach dem 24. Juni geerntet werden, denn dann enthalten die Blätter immer mehr Oxalsäure – das macht sie bitter und weniger gut verträglich.
Sauerampfer kann roh oder leicht gedünstet gegessen werden, ergibt aber auch eine leckere Suppe.
Am besten schmeckt Sauerampfer ohnehin im Frühjahr, wenn die Blätter noch grün und zart sind. Sie haben einen säuerlichen und frischen Geschmack – und passen damit zum Beispiel gut in einen gemischten Blattsalat, werden aber auch in grünen Soßen eingesetzt. Sauerampfer enthält sehr viel Vitamin C und außerdem auch reichlich Vitamin B1, B2, B6 und E. Als Heilkraut ist es blutreinigend und wassertreibend, außerdem regen die Bitterstoffe die Verdauung an.
Rezept: Sauerampfersuppe
Für eine leckere Sauerampfersuppe nimmst du 100-150 Gramm grüne Sauerampferblätter, die du nach dem Waschen und trocken schleudern fein hackst. Eine Speisezwiebel wird gewürfelt und in Butter angeschwitzt, bevor du einen Teil der gehackten Sauerampferblätter dazu gibst. Dann gießt du einen Liter Gemüsebrühe und einen Viertelliter vegane Sahne, zum Beispiel Hafersahne, hinzu und lässt alles zusammen etwa zehn Minuten köcheln. Dann gibst du den restlichen Sauerampfer in deine Suppe und rührst sie mit einem Stabmixer cremig. Nach dem Abschmecken kannst du die Suppe mit ein paar ganzen Sauerampferblättern dekorieren und dann genießen.
Löwenzahn: Ein blühendes Wunder
Kein Gärtner sollte fluchen beim Anblick von eifrig sprießendem Löwenzahn, denn diese Pflanze enthält so viel Gutes, und seine knallgelben Blüten sind noch dazu im Frühling eine heiß begehrte Nahrung für Bienen und andere auf Nektar angewiesene Insekten. Löwenzahn enthält neben Bitterstoffen Carotinoide, Vitamin E und Vitamin C, Omega-3-Fettsäuren, Kalium, Kalzium und Eisen und ist verdauungsfördernd, appetitanregend, blähungstreibend, harntreibend; er spült die Nieren durch und regt den Stoffwechsel und die Gallensekretion an.
Noch dazu lässt sich fast die gesamte Pflanze verspeisen – nur bei den Stängeln solltest du dich zurückhalten oder besser verzichten, weil das im Milchsaft enthaltene Taxacum in größeren Mengen leichte Vergiftungserscheinungen hervorruft. Der Milchsaft kann bei Berührung Hautreizungen hervorrufen, sodass du zur Löwenzahnernte eventuell Handschuhe tragen solltest. Die frischen grünen Blätter schmecken am besten, bevor der Löwenzahn blüht, und können in deinem Salat landen. Getrocknet werden sie zu einem anregenden Löwenzahntee. Die hübschen Blüten sind ebenfalls essbar und können zu Sirup verarbeitet werden; die Knospen können frittiert oder die Blüten in einem leichten Teig gebacken werden. Und natürlich eignen sie sich superfrisch für einen Salat mit essbaren Blüten und als Tellerdeko.
Rezept: Löwenzahnkaffee
Wenn du eine Löwenzahnpflanze ausgräbst oder vorsichtig aus der Erde ziehst, kannst du die kräftige Wurzel sorgfältig waschen und abbürsten und dann in kleine Stücke schneiden. Im Sommer oder Herbst sind sie größer als im Frühjahr. Dann trocknest du die Wurzelstücke entweder in der Sonne, in einem Dörrapparat oder bei 40 Grad im Backofen, ausgebreitet auf einem Backblech. Dann kannst du die Wurzelstücke in einer Pfanne vorsichtig rösten – und kannst schon den köstlichen Kaffeegeruch genießen, den die Wurzel verströmt. In einer Kaffeemühle gemahlen und mit heißem Wasser aufgebrüht wird daraus ein belebendes Getränk ohne Koffein, aber mit positiven Einflüssen auf deine Gesundheit. In Notzeiten wurde Löwenzahn zum Kaffee-Ersatz, aber heute schätzen wir ihn um seiner selbst willen.
Brennnesseln: Überraschend sanft im Geschmack
Sie sehen vielleicht unscheinbar aus, aber bei einer versehentlichen Berührung ist der Kontakt mit Brennnesseln schmerzhaft. Diese unangenehme Erfahrung haben viele von uns wohl schon als Kinder gemacht. Zu dem Brennen und Jucken, gefolgt von Hautreizungen und -rötungen, kommt es, wenn die Brennhaare bei Berührung der Pflanze abbrechen und Nesselgift freisetzen. Das macht die Pflanze nicht gerade einladend zum Verzehr – doch tatsächlich geben sich die Brennnesselblätter beispielsweise als Gemüse in der Suppe ganz sanft und weich und können sogar roh verzehrt werden, zum Beispiel in einem grünen Smoothie. Außerdem sind Brennnesseln als Heilpflanzen begehrt, unter anderem bei Harn-, Nieren- und Gelenkbeschwerden. Zusätzlich regen sie Stoffwechsel und Verdauung an. Wenn du einen Garten hast, finden sie in einem ruhigen, halbschattigen Eckchen, gern in der Nähe des Komposthaufens, ihr Plätzchen. Aber egal ob du sie im Garten oder in der Natur sammelst, empfiehlt es sich, dabei lange Ärmel und lange Hosen sowie Handschuhe zu tragen.
Rezept: Brennnesselspinat
Die sauberen abgezupften Brennnesselblätter (Menge nach Belieben) kannst du einfach zehn Minuten in ein wenig Wasser kochen, dann kannst du ihn wie Blattspinat als Beilage verwenden. Das Kochwasser, das reichlich Nährstoffe enthält, ist zu schade zum Weggießen: Du kannst es als Suppengrundlage verwenden oder nach dem Abkühlen deine Zimmer- und Balkonblumen damit gießen. Alternativ kannst du die Blätter auch mit gehackten Zwiebeln in einer Pfanne andünsten, wenn du es etwas würziger magst.
Gänseblümchen: Klein, aber fein
Die hübschen, zarten Gänseblümchen machen nicht nur jeden langweiligen Rasen zur Augenweide, sie bieten auch Insekten Nahrung und enthalten unter anderem Bitterstoffe und sekundäre Pflanzenwirkstoffe wie Flavonoide, die auch dem Menschen guttun. Gänseblümchenblüten solltest du möglichst früh pflücken, im April oder Mai, dann sind sie am leckersten. Da sie so hübsch sind, eignen sie sich wunderbar als essbare Dekoration, ob im Salat oder auf Kuchen. Auch die kleinen grünen Blättchen sind essbar.
Rezept: Gänseblümchen-Kapern
Aus den Knospen von Gänseblümchen (und übrigens auch Löwenzahn) kannst du ganz einfach eingelegte „falsche“, aber genauso leckere Kapern herstellen, indem du 60 Gramm komplett geschlossene Gänseblümchenknospen wäschst, in eine Schüssel gibst und zunächst einen halben Esslöffel Salz darüber streust. Dann lässt du die Knospen zwei Stunden stehen. In dieser Zeit kannst du kleine, verschließbare Gläser vorbereiten, die du sterilisiert und dann einige Pfefferkörner, Senfkörner und nach Geschmack noch optional je ein Lorbeerblatt oder Knoblauch hineingibst.
Gib 100 ml Wasser und 100 ml Essig (zum Beispiel Kräuteressig) in einen Kochtopf und koch die Mischung auf. Dann löse darin einen Viertel Teelöffel Kokosblütenzucker (oder Agavendicksaft) auf und gib die Knospen dazu. Kurz aufwallen lassen und dann die Knospen durch ein Sieb gießen, unter das du eine Schüssel stellst, um das Essigwasser aufzufangen. Verteile deine Knospen auf die Gläser und fülle sie danach mit dem Essigwasser auf. Verschließe die Gläser und lass sie mindestens zwei Wochen stehen, damit deine Knospen-Kapern den Geschmack von Essigwasser und Gewürzen aufnehmen.
Gundermann: Von herzhaft bis süß
Dieses vielseitige Kraut ist völlig zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten, dabei eignet es sich sowohl für herzhafte als auch für süße Rezepte. Vitamin C, Flavonoide und Gerbstoffe machen den Gundermann, der in Wäldern, auf Wiesen und an Böschungen, aber auch in Gärten wächst, auch noch gesund. Als Heilkraut kann die Pflanze, die auch als „wilde Petersilie“ bezeichnet wird, bei allen eitrigen und schleimigen Erkrankungen eingesetzt werden. Und du kannst Blätter, Triebe und Blüten in der Küche verwenden.
Rezept: Gundermann-Minz-Limonade
Zunächst zerstampfst du einige Blätter vom Gundermann und einige Minzblätter im Mörser, um das Maximum an Geschmack aus ihnen herauszuholen. Diese Paste gibst du in einen halben Liter Apfelsaft und lässt das Getränk über Nacht im Kühlschrank ziehen. Am nächsten Tag kannst du den Saft dann mit einem halben Liter Mineralwasser aufgießen – und fertig ist eine köstliche und erfrischende Limonade.
Giersch: Leckerer Gärtnerschreck
So mancher Hobbygärtner stöhnt zwar beim Gedanken an den ausbreitungsfreudigen Giersch laut auf, aber Kenner von Wildkräutern wissen da natürlich Rat: Das „Unkraut“ einfach aufessen! Giersch eignet sich für eine erfrischende Limonade und wird beispielsweise gerne als Petersilienersatz zum Würzen und Verfeinern eingesetzt. Du kannst die vitaminreichen Blätter, die du möglichst frühzeitig ernten solltest, bevor sie sich entfalten und groß werden, auch zum Schluss klein gehackt in deinen fast fertig gegarten Spinat oder in Kartoffel- oder Gemüsesuppen geben.
Rezept: Giersch-Tabouleh
Rund ums östliche Mittelmeer ist der Petersiliensalat Tabouleh nicht vom Speiseplan wegzudenken. Wer einen vom Giersch heimgesuchten Garten oder bei Familie oder Freunden eine gute Quelle hat, kann für dieses Rezept gleich einen ganzen Haufen Giersch verwenden. Zunächst lässt du 200 Gramm Bulgur in etwa 400 ml heißem Wasser und zwei bis drei Esslöffeln Zitronensaft ziehen oder bereitest ihn nach der Packungsanleitung zu. Alternativ kannst du aber auch Couscous verwenden. Während der Bulgur aufquillt, schneidest du zwei Frühlingszwiebeln in dünne Ringe und zwei Fleischtomaten in kleine Würfel. Dann werden 150 Gramm Giersch grob gehackt, hinzu kommen 40 Gramm Pfefferminzblätter, die fein gehackt werden. Fünf Esslöffel Olivenöl und zwei bis drei Esslöffel Zitronensaft mischst du zu einem Dressing, das mit Pfeffer und Salz abgeschmeckt wird. Jetzt wird alles vermischt und noch einmal abgeschmeckt – fertig ist ein köstlicher lauwarmer Salat, der noch dazu superfrisch und gesund ist.
Holunder: Blüten oder Beeren sammeln
Früher durften Holunderbüsche in keinen Bauerngarten fehlen, und bis heute findet man sie in wilden Hecken und Knicks. Im Sommer verströmen die cremeweißen Blütendolden (je nach Standort zwischen Ende Mai und Anfang Juli) einen herrlichen Duft, und von Ende September bis Oktober hängen dann büschelweise bläulichschwarze Beeren an den Ästen. Für Foraging-Fans ist besonders erfreulich, dass sich sowohl die Blüten als auch die Beeren zum Verzehr eignen. Wichtig ist es zu wissen, dass man Holunderbeeren nie roh essen sollte, denn sie enthalten den Giftstoff Sambunigrin, der für Magenbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sorgen kann. Stattdessen werden die Holunderbeeren, die in manchen Regionen auch Fliederbeeren genannt werden, gern zu Saft verkocht oder zum Backen verwendet. Die zart duftenden Blüten eignen sich beispielsweise zum Aromatisieren von Limonaden oder können in einem leichten Teig gebacken werden.
Beim Holunder kannst du entweder die Blüten sammeln oder später die Holunderbeeren.
Rezept: Holundersirup
Zunächst werden die Beerenbüschel gründlich gewaschen und dann mit einer Gabel von den Rispen abgetrennt. Wichtig ist, dass du nur tiefschwarze Beeren verwendest – alle, die noch etwas grün sind, sortierst du aus. Ein Kilo Holunderbeeren kommt in einen Topf mit einem Liter Wasser, das du zum Kochen bringst. Eine Minute aufkochen lassen, danach 15 Minuten leicht köcheln lassen. Danach gießt du die zerkochten Beeren durch ein Sieb, das du mit einem Mulltuch ausgelegt hast, und filterst so die Schalen heraus. Drück das Mulltuch möglichst gut aus, zum Beispiel, indem du den Beerenbrei mit einer Suppenkelle durch den Stoff presst. In den so gewonnenen Saft kommen 500 Gramm Birkenzucker (wer zusätzlich eine leicht karamellige Note bevorzugt nimmt Kokosblütenzucker) und sechs Esslöffel Zitronensaft, und alles zusammen wird noch einmal eine Minute lang kurz aufgekocht, bevor du deinen Holundersirup in sterile Flaschen abfüllen kannst. Wenn du deine gut geschlossenen Flaschen Holundersirup länger haltbar machen möchtest, kannst du die Flaschen in einen hohen Kochtopf mit kochendem Wasser stellen. Wenn das Wasser fünf Minuten lang sprudelnd gekocht hat, ist dein Saft keimfrei und hält mehrere Monate. Besonders beliebt und hilfreich ist mit heißem Wasser vermischter Holundersirup in der Erkältungszeit.
„Reise in die Freiheit“: Tipps zum Überleben in der Wildnis
Matthias Langwasser hat selbst intensive Erfahrungen mit dem Sammeln von Wildpflanzen, Beeren und Pilzen gemacht: Als er auf der Suche nach seinem weiteren Weg und nach dem Sinn des Lebens zwei Jahre lang ohne Geld mit wenig Gepäck durch die Wildnis Frankreichs und Spaniens wanderte, war er auf das angewiesen, was er an Essbarem in der Natur fand. In seinem Bestseller „Reise in die Freiheit – Wie ich in der Wildnis den Sinn des Lebens fand“ beschreibt Matthias nicht nur, wie ihm diese Erfahrung ein tiefes Urvertrauen und eine intensive Nähe zur Natur vermittelte, sondern auch, wie er herausfand, ob eine Pflanze essbar und gut verträglich war oder nicht. Seine Survival-Tipps machen das Buch ebenso lesenswert wie die abenteuerlichen und bisweilen auch lustigen Erlebnisse, die er schildert. Seine „Reise in die Freiheit“ prägt Matthias Langwasser bis heute – wenn du sein Buch lesen möchtest, kannst du es hier bestellen.
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Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.kostbarenatur.net/rezepte/
https://utopia.de/ratgeber/wildkraeuter-essen-sammeln-bestimmen/
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/trends-service/diy-rezepte/22365.html
http://kraut-und-kochen.de/