Die schwarzen Samen der Guarana Frucht werden zu Pulver vermahlen und als natürlicher Muntermacher angewendet.
Der Wecker klingelt, man wälzt sich müde noch drei Mal hin und her und schafft es schließlich, irgendwie aufzustehen. Der erste Gedanke bei den meisten Menschen lautet dann zumeist: Kaffee! Dieser soll den schläfrigen Geist auf Trab bringen und die Fitness für den Tag bringen. Abgesehen davon, dass man dies hätte vermeiden können, indem man seinem Körper einfach genug Schlaf gönnt, hat Kaffee aufgrund seiner Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen seinen guten Ruf zum Teil verloren. Doch womit könnte man sonst am Morgen die Müdigkeit vertreiben? Ganz einfach: mit Guarana, einem Kaffeeersatz, der ebenfalls die trägen Augenlider öffnen und Energie für den Tag bringen kann. In diesem Artikel möchte ich Euch die Pflanze, ihre Inhaltstoffe und deren Wirkung genauer vorstellen.
Die Pflanze
Guarana gehört zur Familie der Seifenbaumgewächse, ist im Amazonasbecken beheimatet und wird dort schon seit Jahrhunderten von den indigenen Einwohnern als Nahrungsquelle und Heilpflanze geschätzt. Die Pflanze wächst als Liane oder rankender Strauch und kann eine Wuchshöhe von 12 Metern erreichen. Die weißen bis gelblichen Blüten wachsen in Rispenform, aus denen im Reifungsprozess orangefarbene, ca. 1,5 cm große, eiförmige Früchte gedeihen und in der weiteren Folge aufplatzen.
Zum Vorschein kommen dann ihre schwarzen, glänzenden Samen (auch als Nüsse bezeichnet); aufgrund des Erscheinungsbildes der Pflanzen in diesem Stadium, wird diese von den Einwohnern des Amazonasgebietes auch „Geheime Augen“ genannt. Die Samen werden im Verarbeitungsprozess zu Guarana-Pulver vermahlen, denn in ihnen befinden sich die wirksamsten Bestandteile der Pflanze.
Die Indios vertreten sogar den Glauben, dass der Pflanze die Kraft eines hohen göttlichen Wesens innewohne und verarbeiten aus dem Fruchtbrei der Guarana Figuren und Plastiken, die bei ihnen als heilig gelten.
Die Guarana-Pflanze wird mittlerweile auf nachhaltig bewirtschafteten Plantagen angepflanzt, wobei auf ökologische Anbaumethoden und schonende Ernte sowie Verarbeitung größten Wert gelegt wird.
Inhaltsstoffe und ihre Wirkungen
Bezeichnend für Guarana ist der besonders hohe Anteil an Koffein; als Bestandteil der Pflanze wird es Guaranin genannt. Keine andere, bekannte Pflanze enthält derart viel Koffein; ca. 4-5x mehr als Kaffeebohnen. Der Guarana-Samen enthält etwa 3-8% Guaranin, welches im Körper zu Koffein umgewandelt wird. Eine Kaffeebohne enthält hingegen nur 1-2% Koffein. In nur einem Gramm Guarana-Pulver sind ca. 40-80 mg Koffein enthalten; dies entspricht ungefähr dem Koffeingehalt einer Tasse Kaffee.
Bei Koffein handelt es sich um ein Alkaloid, also um eine stickstoffhaltige Verbindung, die Bestandteil vieler Pflanzengattungen ist. In den Samen der Pflanze finden sich außerdem in kleineren Mengen die Alkaloide Theobromin und Theophyllin, die wirksamkeitsmitbestimmend sind.
Koffein gilt als Stimulans, welches die Konzentrationsfähigkeit, die Wachheit sowie die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit steigern kann. Theobromin und Theophyllin hingegen wirken sich hauptsächlich auf die Muskulatur und das Herz aus. Beide Stoffe erhöhen erwiesenermaßen die Schlagfrequenz des Herzens, haben gleichzeitig aber auch einen entspannenden Einfluss auf die Muskeln und dienen der Durchblutungsförderung der Nieren. Desweiteren kann sich insbesondere Theophyllin, dem auch eine antiasthmatische Wirkung zugesprochen wird, stimulierend auf die Skelettmuskulatur auswirken.
Koffein hat erwiesenermaßen einen gefäßerweiternden Effekt und kann verbessernd auf die Atemmuskulatur, die Lunge, die Leber und das Verdauungssystem wirken.
Wissenswert: Koffein erhält die Möglichkeit seiner stimulierenden Einwirkung dadurch, dass es sozusagen der Gegenspieler des in nahezu jeder menschlichen Zellen enthaltenen Adenosins ist. Adenosin hat unter anderem blutdrucksenkende und herzschlagvermindernde Eigenschaften, braucht hierfür allerdings spezielle Rezeptoren, an die es andocken kann. Koffein konkurriert mit Adenosin um die Andockung an diese Rezeptoren. Und je mehr Koffein im menschlichen Körper vorhanden ist, desto größer ist die Chance, dass Adenosin nicht andocken und somit auch nicht wirken kann. Auf diese Weise verändern sich die Konzentrationen innerhalb der Zellen, so dass die Wirkung des Koffeins eintreten kann.
Weitere Inhaltsstoffe der Guarana Samen sind die sogenannten Tannine, die pflanzlichen Gerbstoffe, die im Körper eine adstringierende (zusammenziehende) Wirkung haben und keimtötend wirken. Bei der Freisetzung der Tannine im Verdauungssystem können sie vor eindringenden Organismen schützen und Giftstoffe neutralisieren, so dass Guarana in der Heilkunde auch zur Behandlung von Durchfallerkrankungen eingesetzt wird. Die Tannine sind auch verantwortlich für den etwas herben Geschmack von Guarana.
Die Pflanze enthält desweiteren Saponine (Seifenstoffe), die unterschiedlich nutzbringend sind. Denn sie können nicht nur als natürliches Insektizid in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sondern werden auch im medizinischen Bereich zur Steigerung der Nierentätigkeit herangezogen, um die Entwässerung des Körpers zu unterstützen. Vorwiegend erfüllen Saponine ihre Funktion im Verdauungssystem. Seifenstoffe können das Immunsystem unterstützen und verschiedenen Krankheitserregern, wie Bakterien und Pilzen, entgegenwirken.
Außer den genannten Inhaltsstoffen enthält Guarana noch Ballaststoffe (Pektine), Fette, Harze, Cholesterol, rote Farbstoffe, Xanthin, Schleimstoffe und Mineralstoffe.
Zusammenfassend kann Guarana-Pulver in seiner Gesamtheit verwendet werden bei:
Guarana Pulver enthält Koffein, welches sehr langsam und erst im Darm freigesetzt wird. Somit tritt anders als bei Kaffee weder ein Koffein-Schock noch ein Gewöhnungseffekt ein - der Energieschub wirkt nachhaltig.
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- Darmbeschwerden
- Konzentrationsschwäche
- Leistungsschwäche
- Magenbeschwerden
- Migräne/chronischen Kopfschmerzen
- „Kater“ nach Alkoholkonsum
- Menstruationsbeschwerden
Guarana-Pulver kann desweiteren wie folgt wirken:
- fiebersenkend
- schmerzlindernd
- antibakteriell
- appetitreduzierend
- blutreinigend, blutverdünnend
- herzstärkend
- vitalisierend und kräftigend
- verbessernde Wirkung auf die Nierenfunktion und Wasserausscheidung
- stimmungsaufhellend
- nervenstärkend
- atemswegserweiternd
Durch den Europäischen Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie (ESCOP) wird die Anwendung von Guarana bei Müdigkeit, Erschöpfung oder während der Konvaleszenz (Genesungsprozess nach einer Krankheit) empfohlen.
Die Besonderheit der Koffeinfreisetzung im Körper
Das Besondere an Guarana ist, dass das Koffein erst nach und nach im Körper freigesetzt wird und somit über einen längeren Zeitraum anhält. Beim Trinken einer Tasse Kaffee beispielsweise wird das Koffein sehr schnell aufgenommen und praktisch vollständig absorbiert. Bereits nach 30-60 Minuten erreicht der Koffeinspiegel im Blut ein Maximum; ein kleiner Schockzustand für den Körper sozusagen. Und über kohlensäurehaltige Getränke wird Koffein noch schneller vom Körper aufgenommen.
Bei Guarana hingegen ist das Guaranin (Koffein) an die Gerbstoffe, wie die o.g. Tannine, gebunden. Erst wenn die Gerbstoffe vom Körper abgebaut wurden, wird das Koffein freigesetzt. Und dennoch wirkt das Koffein relativ rasch, binnen 45 Minuten. Durch die verlangsamte Freisetzung allerdings erfolgt der vollständige Abbau des Koffeins bei Jugendlichen und Erwachsenen erst nach 5-9 Stunden! In dieser Zeit hätte der Kaffeetrinker bereits einige Tassen Kaffee mehr getrunken. Durch diese schonende Freisetzung berichten viele Guarana-Nutzer von einer besseren Verträglichkeit des Produkts und einer besseren Form des Energieschubs als bei Kaffee.
Hinzu kommt, dass bei einem hohen Konsum von Kaffee eine Art Gewöhnungseffekt des Körpers eintritt. Auch wenn Koffein nicht abhängig macht, sind doch viele Menschen der Meinung, sich sehr häufig mit Kaffee aufputschen zu müssen, was zur Folge haben kann, dass die vitalisierende Wirkung auf Dauer nachlässt. Daraus resultierend trinkt der Konsument noch mehr Kaffee, woraus schließlich Reizbarkeit, Nervosität und Schlafprobleme entstehen können. Bei der Verwendung von Guarana hingegen tritt kein Gewöhnungseffekt ein, sofern man sich an die vorgegebene Tagesdosis hält und langfristig keine größeren Mengen eingenommen werden.
Anwendung
Eine Tagesdosis von zwei bis höchstens fünf Gramm, also 1 - 1,5 Teelöffel Guarana-Pulver, sollte nicht überschritten werden. Denn bereits drei Gramm ergeben, in Wasser verrührt, eine Koffeindosis von etwa 150 Milligramm. Das entspricht ungefähr einer Tasse sehr starkem Kaffee oder einem halben Liter Schwarztee. Bei einer höheren Aufnahme von Guarana-Pulver können ansonsten, wie bei Kaffee auch, Schlafprobleme, Herzklopfen und starke Nervosität die Folge sein.
Jeder Mensch reagiert anders auf Koffein; von daher sollte man generell verantwortungsbewusst damit umgehen und für sich selber herausfinden, welche die am besten geeignete Dosis ist.
Guarana kann man mittlerweile in den verschiedensten Formen erwerben, beispielsweise als Kaugummis, Schoko-Riegel, Guarana-Energizer/Fruchtschnitten, Tee, Tabletten oder Kapseln.
Probiert es doch einfach mal anstelle von Kaffee aus :-).
Text: Kerstin Ahrens
Quellen
http://www.regenbogenkreis.de/guarana.html (Quelle mittlerweile offline)
http://www.docjones.de/wirkstoffe/guarana (Quelle mittlerweile offline)
http://www.gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/guarana
https://de.wikipedia.org/wiki/Guaran%C3%A1
http://www.heilkraeuter.de/lexikon/guarana.htm
http://www.docjones.de/wirkstoffe/guarana/guaranasamen-extrakt (Quelle mittlerweile offline)
http://schrotundkorn.de/ernaehrung/lesen/sk0202e7.html (Quelle mittlerweile offline)
http://www.dlr.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/2eca2af4a2290c7fc1256e8b005161c9/cddbe84821c4f74bc1256fac00296e68?OpenDocument (Quelle mittlerweile offline)