Lebensmittel aus ökologischem Anbau: Was bedeutet bio wirklich?

Alles bio, oder was?

2020 war ein Rekordjahr, was Bio-Lebensmittel anbelangt – der Markt für diese Produkte wuchs um 20 % im Vergleich zum Vorjahr 1. Längst sind sie nicht in einige kleine Regale verbannt. Bio ist in: Wer durch Lebensmittelgeschäfte schlendert, wird keinen Mangel feststellen an Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln, die bio, öko, umweltfreundlich und gesund sein sollen. Das gibt ein gutes Gefühl, denn die Entwicklung geht doch in die richtige Richtung, oder etwa nicht? Selbst Discounter mischen längst mit beim Milliardengeschäft um Biokost. Aber spätestens, wenn wir die in Plastikschale gebetteten Tomaten und in Plastikfolie eingeschweißten Gurken aus weit entfernten Ländern in der Hand halten, werden wir doch nachdenklich. Wird hier auch der Begriff bio verwendet, wo er nicht angebracht ist? Schließlich kann der Transport in Plastikfolie weder gut für den Inhalt noch für die Umwelt sein, selbst wenn das Produkt Bio-Standards entspricht. Und was bedeutet bio eigentlich genau?

 

Als Verbraucher wünschen sich viele von uns eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft, die die Natur und alle Lebewesen respektiert und ihnen keinen Schaden zufügt. Auf eine Erhaltung der Bodenqualität sollte ebenso geachtet werden wie auf den Schutz von Gewässern und natürlich auf das Tierwohl. Die Verarbeitung und Verpackung sollten nachhaltig und die Transportwege kurz sein. Wir möchten nicht, dass die Luft verschmutzt und Energie verschwendet wird. Das sind nur die wichtigsten Punkte auf unserer langen Bio-Wunschliste, aber wie wissen wir, was bio ist und was nicht?

Wo bio draufsteht, muss auch bio drin sein – so will es nicht nur der Kunde, sondern auch der Gesetzgeber. Was sich hinter den Begriffen "bio" und "öko" verbirgt, ist klar definiert: "Diese schreibt unter anderem vor: den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel, eine tiergerechte Haltung mit Auslaufmöglichkeiten, ein Verbot von Gentechnik und eine geringe Verwendung von Zusatzstoffen", schreibt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf seiner Homepage.

 

Immer mehr Kunden kaufen bio

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gab im 20. Jahr des deutschen Bio-Siegels eine Umfrage in Auftrag, um die Akzeptanz von Bio-Produkten in der Bevölkerung zu untersuchen. Das Öko-Barometer 2 zeigt, dass 2020 37 % der Befragten angaben, regelmäßig Bio-Lebensmittel zu kaufen, während beachtliche 90 % es immerhin gelegentlich tun. 68 % kaufen ihre Bio-Kost im Supermarkt ein. Dort sind es vor allem eindeutige Kennzeichnungen, die die Kunden zu den richtigen Produkten führen – das deutsche Bio-Siegel, das erstmals 2001 zum Einsatz kam, wird mittlerweile von über 6.000 Unternehmen genutzt und ist auf über 90.000 Produkten zu finden, auch auf denen von Regenbogenkreis. Allerdings ist dies nicht das einzige Bio-Siegel, das dir beim Einkauf begegnen kann.

 

Bio-Siegel-Vielfalt verunsichert Verbraucher

Auf vielen Lebensmittelverpackungen prangen Bezeichnungen wie "bio", "ökologisch", "natürlich" oder "organic", aber welche Standards haben die Produzenten dafür eigentlich einhalten müssen? Als wesentliche Orientierung dienen den meisten Verbrauchern die Siegel, die auf Produktverpackungen oder Schilder gedruckt sind. Doch eine einheitliche Kennzeichnung ist nicht in Sicht – im Gegenteil, denn die Zahl der unterschiedlichen Kennzeichnungen und Bezeichnungen nimmt eher zu als ab.

 

Die wichtigsten Öko-Siegel sind:

  • EU-Bio-Siegel: Dieses Siegel, das in der gesamten EU gilt, bestätigt die Einhaltung der Mindeststandards für die ökologische Erzeugung, wie sie in der EU-Öko-Verordnung definiert sind. Ein Schwerpunkt ist dabei der faire Handel mit Erzeugern und Händlern und es gelten strenge Regeln zu Herstellung, Verarbeitung, Transport und Lagerung. Das Siegel ist auch auf verarbeiteten Lebensmitteln zu finden, die zu mindestens 95 % aus Bio-Zutaten bestehen müssen. Für die restlichen 5 % gibt es ebenfalls strikte Anforderungen – beispielsweise darf ein und dieselbe Zutat nicht sowohl in Bio- als auch in Nicht-Bio-Qualität enthalten sein. Tatsächlich soll das Logo bei allen vorverpackten Lebensmitteln, die in der EU als Bio-Produkte erzeugt und verkauft werden, aufgedruckt werden.3
  • Deutsches Bio-Siegel: Lebensmittel aus Deutschland, die der EU-Öko-Verordnung entsprechen, können auch das sechseckige deutsche Bio-Siegel tragen. Die Einhaltung muss regelmäßig dokumentiert werden und es finden Überprüfungen durch die Öko-Kontrollstelle statt. Unter beiden Siegeln finden sich Kennziffern, die eine Rückverfolgung zum Produzenten ermöglichen. Das klingt zwar sehr bürokratisch, soll aber der Transparenz dienen.4

 

 

 

Neben diesen nationalen und internationalen Siegeln haben auch die unterschiedlichen Anbauverbände ihre eigenen Siegel und Kennzeichnungen entwickelt:

  • Naturland-Siegel: Seit 1982 fördert Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V. die ökologische Landwirtschaft in aller Welt. In Deutschland sind rund 4.000 Landwirte dabei, weltweit etwa 65.000. Die Richtlinien verlangen die Einhaltung von Sozialrichtlinien, verlässliche Handelsbeziehungen, regionaler Rohstoffbezug, faire Erzeugerpreise, gemeinschaftliche Qualitätssicherung, gesellschaftliches Engagement und Unternehmensstrategie und Transparenz. Neben dem Naturland-Siegel gibt es auch die zusätzliche Naturland-Fair-Zertifizierung.5 
  • Demeter-Siegel: Schon seit 1924 wird unter dem Siegel von Demeter biologisch-dynamische Landwirtschaft betrieben, die auf Rudolf Steiners Lehre der Anthroposophie basiert. In Tests schneiden die Demeter-Produkte stets gut ab, die Demeter-Kriterien gelten als die strengsten. Die Kriterien von Demeter beziehen sich ebenso auf den Anbau pflanzlicher Nahrung als auch auf die Haltung und das Futter für Tiere. 6
  • Bioland-Siegel: Unter dem Namen Bioland werden die Lebensmittel des gleichnamigen Anbauverbandes vertrieben, der über einen großen Marktanteil verfügt und ebenfalls sein eigenes Siegel entwickelt hat. Die sieben Grundprinzipien von Bioland lauten: Kreislaufwirtschaft ohne externen Dünger, Förderung der Bodenfruchtbarkeit, artgerechte Tierhaltung, Wertschätzung von Lebensmitteln, Förderung der biologischen Vielfalt, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlage, Sicherung einer lebenswerten Zukunft.7
  • Biokreis: Der Biokreis e.V. wirbt mit dem Motto "regional & fair" – nicht zu verwechseln mit anderen kommerziellen Anbietern, die sich "fair & regional" auf die Fahne beziehungsweise das Produkt schreiben. 8

 

Weitere Anbauverbände sind Biopark, Ecoland, Ecovin, Gäa und der Verbund Ökohöfe.

 

 

Welches Siegel ist das Beste?

Tatsächlich sind die Ansprüche dieser fünf Siegel sehr nahe beieinander. Allerdings sind die Anforderungen der Anbauverbände noch höher als die des deutschen und des EU-Bio-Siegels, welche bescheidenere Mindeststandards definieren.

Bio ist nicht gleich bio, das zeigte das Vergleichsportal vergleich.org, als es 2020 die Kriterien verschiedener Siegel gegenüberstellte und folgende Gesamtnoten vergab 9:

  • Demeter Note 1,1
  • Biokreis Note 1,4
  • Bioland Note 1,5
  • Naturland 1,5
  • Deutsches und EU-Siegel Note 3,0

Der BUND gibt eine eindeutige Kaufempfehlung zugunsten der Anbauverbände 10. Dass die staatlichen Siegel schwächer abschneiden, liegt auch an unterschiedlichen Mindeststandards bei der Nutztierhaltung. Nach den EU-Regeln dürfen mehr Tiere pro Hektar gehalten werden als bei den Anbauverbänden, und auch die erlaubten Transportzeiten sind länger. Im Gegensatz zu den Anbauverbänden besteht die EU nicht auf Grünfütterung und erlaubt sogar die Fütterung mit Fischmehl.

Um als bio zu gelten, dürfen Nutztiere laut EU-Regelung bis zu 8 Stunden transportiert werden, während es bei den Anbauverbänden nur maximal 4 Stunden sind. Demeter erlaubt sogar nur maximal 2,5 Stunden und legt eine Höchstgeschwindigkeit fest. Auch beim Tierwohl stellt Demeter die höchsten Anforderungen.

Doch nicht nur bei der Tierhaltung werden unterschiedliche Anforderungen gestellt. So erlaubt die EU bis zu 170 kg Stickstoffdünger pro Hektar und Jahr, während Demeter, Bioland und Naturland nur 112 kg akzeptieren und Biokreis lediglich 110 kg akzeptiert.

Beim Thema natürliche Aromen setzt Demeter als einziger Anbieter auf ein Verbot: "Natürliche" Aromen sind nämlich nicht wirklich natürlich, sondern werden oft im Labor hergestellt und ähneln den echten Aromen, die sie nachahmen, lediglich. Das ist für Verbraucher besonders verwirrend: Der Hinweis "natürlich" gewährleistet lediglich, dass das Aroma aus tierischen oder pflanzlichen Rohstoffen gewonnen wurde, welche zum Beispiel auch Bakterien oder Baumrinde sein können, die zur Entwicklung eines bestimmten Aromas beitragen. Wie das Aroma gewonnen wird und welche Träger- und Konservierungsstoffe eingesetzt werden, ist dem Hersteller überlassen – auch bei Bio-Produkten. Die Bio-Verordnung verbietet lediglich genetisch veränderte Organismen zum Einsatz. Wer aus dem Begriff "natürlich" auf ein naturbelassenes Produkt schließt, liegt also falsch. Leider ist dies aus Verbrauchersicht alles andere als transparent und läuft dem Bio-Gedanken in den Augen vieler Kritiker auch zuwider. 11

 

Die Anforderungen an die Bio-Siegel im Einzelnen

Bio-Siegel

EU-Bio-Siegel

Naturland

Demeter

Bioland

Biokreis

        

                              

Farbstoffe

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Geschmacksverstärker

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Künstliche Aromen

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Natürliche Aromen

erlaubt

erlaubt

nicht erlaubt

erlaubt

erlaubt

Nitritpökelsalz

erlaubt

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Carrageen

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

synthetische Pflanzenschutzmittel

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Pflanzenschutzmittel auf Kupferbasis

erlaubt

erlaubt

erlaubt

erlaubt

erlaubt

Pflanzenschutzmittel auf Schwefelbasis

erlaubt

erlaubt

erlaubt

erlaubt

erlaubt

Tiermehl

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Blutmehl

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Knochenmehl

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Guano

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

organischer Stickstoff-Dünger

erlaubt

erlaubt

erlaubt

erlaubt

erlaubt

Insektizid Spinosad

erlaubt

auf Antrag erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

Insektizid Pyrethroid

erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

nicht erlaubt

erlaubt

Bewirtschaftsform

ökologisch und konventionell

ökologisch

ökologisch

ökologisch

ökologisch

 

Was beim Thema Mindestanforderungen einzelner Siegel allerdings auch zu bedenken ist: Viele Produzenten liegen mit ihren Produkten oberhalb der Grenze, bieten beispielsweise 100 % bio, auch wenn sie das EU- oder deutsche Bio-Siegel tragen, das lediglich 95 % Bio-Zutaten verlangt.

 

Weitere Siegel, die du kennen solltest

Das blaue MSC-Siegel findet sich auf Fischprodukten, die aus nachhaltiger, umweltschonender Fischerei stammen – in Supermärkten, Restaurants und auf Dosen- und Tiefkühlfisch. Der Marine Stewardship Council legt die Latte bei Wildfischerei besonders hoch und hat weltweit die höchsten Standards. Der Fisch darf nicht aus überfischten Beständen kommen – die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit wird vom MSC, der 1997 als NGO (Non-Governmental Organisation, Nichtregierungsorganisation) entstand, kontrolliert. Zentrale Ziele und Forderungen des MSC sind 12:

  • keine Überfischung
  • wenig Beifang
  • mehr Meeresschutz

Leider sind viel zu viele Fischereiflotten auf den Weltmeeren unterwegs, die sich um die Anliegen des MSC keine Gedanken machen – auch wenn sie sich damit ins eigene Fleisch schneiden, indem sie die Fischbestände der Zukunft gefährden. Wie bei Bio-Obst und -Gemüse haben auch hier die Verbraucher die Macht, nachhaltige und umweltfreundliche Produkte zu bevorzugen und einzufordern, um einen Beitrag zum Schutz der Ozeane und ihrer Bewohner zu leisten.

Noch mehr wäre den Fischen und anderen Meereslebewesen sicher geholfen, wenn wir sie gar nicht verspeisen wollten. Vegetarier und Veganer sind mittlerweile so zahlreich geworden, dass die Lebensmittelbranche sich verstärkt auf sie und ihre Bedürfnisse einstellt. Das geschieht auch durch das V-Logo, das jeweils den Zusatz "vegan" oder "vegetarisch" enthält, um für Klarheit und Transparenz zu sorgen. 13

Mit dem Einsatz des V-Siegels verpflichten sich die Lebensmittelhersteller zur Qualitätssicherung, jährlichen Produktkontrollen am Produktionsort und zur Überprüfung der verwendeten Inhalts- und Hilfsstoffe. Genetisch veränderte Organismen sind ebenso tabu wie Tierversuche am Endprodukt.

Doch dies sind noch längst nicht alle Logos, die auf Bio-Produkten prangen, denn längst haben beispielsweise auch Supermarktketten und Discounter eigene Siegel entwickelt, mit denen sie Bioqualität signalisieren und Kunden locken wollen. Wo bio draufsteht, sollte zwar auch immer bio drin sein, aber "wie viel bio" und wer es überprüft, das legt dann am Ende jeder Anbieter mit seinem eigenen Label selbst fest.

 

Einkaufen ist Vertrauenssache

Müssen wir nun stets nach Siegeln Ausschau halten, um gesunde Lebensmittel aus ökologischem Anbau finden und kaufen zu können? Nicht unbedingt – aber die Siegel sollen eine Hilfestellung leisten, wo wir nicht selbst wissen oder überprüfen können, wie Landwirte, verarbeitende Industrie und Händler mit Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln umgegangen sind. Sie sollen ein Stück weit das Vertrauen ersetzen, das sich aufbaut, wenn wir beispielsweise in einem Hofladen eines Bio-Betriebes oder auf dem Wochenmarkt an einem uns bekannten Stand einkaufen, wo man uns Auskunft gibt über Herkunft, Anbau und Verarbeitung der Waren.

Der Haken bei den unterschiedlichen Siegeln: Kaum ein Verbraucher weiß genau, welches Siegel welche Standards verspricht. So kann das hübsche grüne Label der Rainforest Alliance auch auf Produkten stehen, die lediglich 30 % zertifizierte Zutaten enthalten 14 – das ist der Mindestanteil. Aber was ist mit den übrigen 70 %? Wenn Produkte lediglich einen grünen Anstrich bekommen, damit sie sich besser verkaufen, ist das sicher nicht das, was sich Kunden auf der Suche nach Bioprodukten wünschen.

Und auch vollmundige Formulierungen wie "kontrollierter Anbau", "naturnah" oder "integrierter Pflanzenanbau", die unabhängig von Siegeln auf Verpackungen zu finden sind, klingen zwar gut, sind aber eher vage und geben Verbrauchern wenig Anhaltspunkte. Von bunten Bildern mit glücklichen Kühen oder Hühnern, liebevoll per Hand geernteten Früchten und sonnenbeschienen Paradieslandschaften, die auf manchen Verpackungen prangen, ganz zu schweigen.

Deshalb erfüllen diese Siegel durchaus ihren Zweck, da nicht jeder Verbraucher die Herkunft sämtlicher Produkte recherchieren kann und möchte. So können wir darauf vertrauen, dass gewisse (höhere oder niedrigere) Mindestanforderungen eingehalten wurden.

 

 

Spitzenreiter Demeter: Schwachpunkt Hybride?

 Obwohl Demeter immer wieder für seine hohen Standards gepriesen wird, weisen einige Kritiker auf einen Punkt hin, bei dem der Bio-Anbauverband möglicherweise noch etwas konsequenter und transparenter sein könnte.

 Während so mancher Verbraucher sich idealerweise nur alte Obst- und Gemüsesorten wünschen würde, an denen gar nicht herum gezüchtet wurde, kommt selbst Demeter nicht ganz an Hybridzüchtungen vorbei. Hierbei ist zwischen zwei Formen von Hybriden zu unterscheiden: F1-Hybriden und CMS-Hybridzüchtungen.

 F1-Hybride sind ganz einfach Kreuzungen, ohne Gen- oder sonstige Manipulation. F1-Hybridzüchtungen werden in Landwirtschaft und Gartenbau schon seit Jahrhunderten angewandt. Das Ziel ist insbesondere die Kombination positiver Eigenschaften verschiedener Sorten, Ertragssteigerung durch mehr oder größere Früchte sowie Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen. F1 steht dabei für erste Filialgeneration, das heißt, das Saatgut ist direkt aus den zwei gekreuzten Sorten hervorgegangen. In der zweiten Generation der aus dem F1-Saatgut gezogenen Pflanzen sind die Eigenschaften allerdings meist nicht mehr gesichert, die Pflanzen und Früchte weisen die Eigenschaften der gekreuzten Sorten nur zum Teil und in unterschiedlicher Gewichtung auf – in dem Fall spricht man von nicht samenfestem Saatgut, da das Ergebnis ungewiss ist. Das bedeutet daher, dass immer wieder neues F1-Saatgut eingesetzt werden muss, um die geplante Ernte zu erzielen, und dass kein Saatgut aus den F1-Pflanzen gewonnen werden kann.

 Neueren Datums sind hingegen die CMS-Hybride, die im Labor kreiert werden. Dabei kommt unter anderem Gentechnik zum Einsatz und es werden artfremde Zellen und Zellkerne in die zu optimierende Art eingebaut. CMS steht für „Cytoplasmatische Männliche Sterilität“ – dies beschreibt die (erwünschte) Unfähigkeit der Pflanze, Pollen zu bilden, um die ungeplante Bestäubung zu unterbinden. Die Eingriffe im Labor sind nicht mit dem biodynamischen Anspruch vereinbar, da die Integrität der Pflanze nicht respektiert wird. CMS-Hybridtechnik wird von Demeter deshalb ganz klar abgelehnt, während F1-Hybride – möglichst biodynamische Züchtungen – akzeptiert werden. Demeter war 2005 der erste Anbauverband, der CMS-Hybriden ausdrücklich ausschloss.

 2013 wurde jedoch ein Fall bekannt, in dem sich von Demeter zertifizierter und bereits in den Handel gekommener Blumenkohl als CMS-Hybridprodukt erwies. Ein neues Analyseverfahren zeigte, dass die von der Marke Natural Cool angebotenen Blumenkohlköpfe, die das Demeter-Siegel trugen, unerlaubterweise CMS-Hybride waren, woraufhin Demeter sie vom Markt nehmen ließ und Natural Cool sein Siegel entzog. 15

 Doch was sollen Kundinnen und Kunden von diesem Vorfall halten? Ist auf das strikte Demeter-Siegel nun doch kein Verlass? Demeter und andere Bio-Anbauverbände fordern nicht erst seit diesem Vorfall mehr Transparenz von den Saatgutfirmen: Sie sollten komplette Listen sämtlicher Saatgutprodukte offenlegen und dabei deklarieren, welche F1- und welche CMS-Hybride sind. Bis diese vorliegen, ist es also theoretisch immer wieder möglich, dass ein Anbieter unter dem Demeter-Siegel mit CMS-Hybridtechnologie gezogene Pflanzen und Früchte anbietet – versehentlich oder absichtlich. Ohne die Offenlegung durch die Saatguthersteller bleibt Demeter nur eine enge vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Produzenten, Aufklärung der beteiligten Betriebe und stichprobenartige Kontrollen.

 

Gibt’s auch bio ohne Label?

Siegel sind dann wirklich hilfreich, wenn Kunden wissen, was sie bedeuten und welche Standards sie garantieren. Wer kurz vor Ladenschluss durch den Supermarkt eilt, greift vielleicht lieber zu Produkten mit irgendeinem Bio-Label als zu welchen, die gar keine Öko-Versprechungen machen. Und ein bisschen umweltfreundlich ist doch besser als nichts, oder? Ja, vielleicht und im Einzelfall bestimmt. Aber sicher lohnt es sich, die verschiedenen Siegel einmal in Ruhe zu studieren, um beim nächsten Einkauf zu wissen, welche den eigenen Vorstellungen am ehesten gerecht werden und welche vielleicht etwas zu sehr hinterherhinken. Und wenn ihr bereit seid, etwas mehr Zeit und Mühe zu investieren, ist es auch ohne Siegel möglich, im direkten Kontakt zu Händlern, Produzenten und Landwirten so einzukaufen, dass die Waren nicht nur ökologisch angebaut sind, sondern auch saisonal und regional. Diese zwei Aspekte lassen sich beim Supermarkteinkauf mit Fokus auf Bio-Siegel nämlich leicht vergessen. Sicher, es dauert eine Weile, den direkten Kontakt und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, aber es lohnt sich.

Wenn du den direkten Kontakt zu Produzenten hast, zum Beispiel in einem Hofladen, ist dir auch etwas garantiert, was ebenfalls ein wichtiger Faktor für umweltfreundliche Lebensmittel ist, nämlich kurze Wege. Das tollste Biogemüse hat keine ganz so tolle Ökobilanz mehr, wenn es viele hundert oder gar tausend Kilometer durch die Lande gefahren oder mit dem Flugzeug transportiert wird. Und wenn du nicht-saisonale Früchte kaufst, kannst du wohl annehmen, dass sie schon eine längere Reise hinter sich haben. Idealerweise solltest du sie dann – auch wenn sie ein Bio-Siegel tragen – zugunsten von saisonalen Produkten links liegen lassen.

Last not least hast du natürlich noch die Option, zum Selbstversorger zu werden – und wenn es nur bei den Küchenkräutern ist. Beim selbstgezogenen Gemüse hast du es selbst in der Hand, es 100 % umweltfreundlich anzubauen und einen noch innigeren Bezug zu deiner Nahrung zu entwickeln. Und auch das ist ein Aspekt, der bei "bio" nicht zu kurz kommen sollte: Die Wertschätzung für unser Essen, für die Pflanzen und Lebewesen, die unseren Hunger stillen und uns mit Nahrung versorgen. Dafür musst du dein Essen nicht selbst anbauen, aber eine wunderbare Erfahrung ist es allemal.

 

 

Regenbogenkreis setzt auf Bio-Qualität

Auch bei den rein pflanzlichen Premiumprodukten, die Regenbogenkreis anbietet, ist der Anspruch an die Bio-Standards ein zentraler Punkt 15. Alle Zutaten stammen aus kontrolliert biologischem Anbau oder Wildsammlung und sind schadstofffrei. Auf den Regenbogenkreis-Produkten findet ihr das deutsche Bio-Siegel – allerdings sind sie nicht nur zu 95 %, sondern zu 100 % vegan und bio. Um diese höchste Qualität zu bewahren, sind die Regenbogenkreis-Produkte mit der Blume des Lebens energetisiert und nachhaltig verpackt. Dafür werden Violettgläser, ökologische Green PE-Dosen und recyclingfähige Tüten verwendet.

Matthias Langwasser, der sich seit über 30 Jahren mit Heilpflanzen beschäftigt, betont, dass die Wirkung der Heilpflanzen sich erst dann voll entfalten kann, wenn sie so natürlich und unverändert wie möglich sind. Dafür werden die Produkte immer wieder regelmäßig getestet, damit jede Charge diesen hohen Ansprüchen genügt. "Die beste Rohkostqualität nutzt nichts, wenn man dafür mikrobielle Verunreinigungen zu sich nimmt", sagt der Regenbogenkreis-Gründer. Zusätzlich werden die Regenbogenkreis-Produkte auf Chemikalien, Pestizide, Schwermetalle und Radioaktivität getestet, um ihre Reinheit zu gewährleisten.

Während sich Klima- und Umweltprobleme um uns herum verschärfen, nimmt das Bewusstsein über die Bedeutung einer nachhaltigen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu. Immer mehr Menschen wenden sich ab von industriellen und ungesunden Foodprodukten, die weder ihnen noch dem Planeten guttun. Je größer die Nachfrage nach Bio-Produkten ist, desto mehr Hersteller werden sich entsprechend umorientieren. Mehr ökologisch statt konventionell bewirtschaftete Ackerflächen geben der Natur wieder eine Chance. Der deutliche Anstieg in der Bio-Nachfrage in den vergangenen Monaten ist ein Signal, das Hoffnung macht.

Dabei ist es unbedingt erforderlich, dass die Einhaltung der zentralen Kriterien nicht aufgeweicht wird, um die Nachfrage nach Bio-Produkten einfacher befriedigen zu können. Damit bio wirklich bio ist, könnten weniger Siegel statt mehr die Transparenz aus Konsumentensicht verbessern. Irreführende Werbung, die Bio-Standards zu versprechen scheint, aber nicht liefert, sollte es ebenso wenig geben wie eine Absenkung der Anforderungen an Bio-Produkte. Stattdessen sollten Bio-Verordnungen dort nachgebessert werden, wo die Kriterien strikter sein müssten. Dafür sollten engagierte Verbraucher, Produzenten und Experten an einem Strang ziehen, um möglichst hochwertige Lebensmittel in echter Bio-Qualität einzufordern und zu ermöglichen. Die Qualität darf nicht sinken, damit mehr Menschen "ein bisschen bio" bekommen. Stattdessen sollten konsequent hohe Standards durchgesetzt werden. Von einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft und hochwertigerer Nahrung für mehr Menschen profitieren sowohl Gesellschaft als auch Natur.

 

Quellen und weitere Informationen:

1 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/bio-siegel-oeko-lebensmittel-verbraucherschutz-101.html (Quelle mittlerweile offline)
2 https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/05-biosiegel.html;jsessionid=4FAEE7A3525C7A715212ABB46FBA3AD7.live852 (Quelle mittlerweile offline)
3 https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/farming/organic-farming/organic-logo_de
4 https://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/dokumente/Bio-Siegel/Broschueren/Bio_Siegel_Verbraucher_bf.pdf (Quelle mittlerweile offline)
5 https://www.naturland.de
6 https://www.demeter.de/
7 https://www.bioland.de
8 https://www.biokreis.de/
9 https://www.vergleich.org/biosiegel/
10 https://www.bund.net/massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel/
11 https://www.ugb.de/lebensmittel-zubereitung/aromen-in-bioware/
12 https://www.msc.org/de
13 https://www.v-label.eu/de/faq
14 https://label-online.de/label/rainforest-alliance/
15  https://www.regenbogenkreis.de/produktqualitaet (Quelle mittlerweile offline)
https://www.bund.net/themen/landwirtschaft/folgen-fuer-das-klima/konventionell-vs-oeko/
https://utopia.de/ratgeber/grundbegriffe-was-ist-bio/
https://www.bund.net/massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel/
https://www.boelw.de/themen/eu-oeko-verordnung/neues-biorecht/
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32018R0848&from=DE#d1e39-1-1
https://www.msc.org/de/
https://label-online.de/

 

Filter schließen
Filtern nach:
Unsere beliebtesten Artikel
© Regenbogenkreis / Matthias Langwasser - Alle Rechte vorbehalten. Dieser Text und die enthaltenen Bilder unterliegen dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutz geistigen Eigentums. Dieser Artikel darf ohne Genehmigung weder kopiert oder veröffentlicht werden. Eine Verlinkung direkt auf die jeweilige Text-Seite sowie das Teilen in sozialen Netzwerken sind erlaubt und erwünscht.
Bitte gib die Zahlenfolge in das nachfolgende Textfeld ein:

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Erfahre hier, wie wir bereits
über 2,147 Mrd. m²
Regenwald schützen konnten!