Die Wiedererlangung des paradiesischen Zustands von Mutter Erde?
Die Wut als Antriebsfeder der Permakultur
Die Frage, was Bill Mollisons Motivation war, Permakultur zu praktizieren, beantwortete er folgendermaßen: „It is very simple. Anger and actually fury. (Es ist ganz einfach. Zorn und eigentlich Wut.)“ Gemeint ist damit die Wut über die unsinnige Zerstörung und Ausbeutung unseres Planeten und seiner Ökosysteme und darüber, dass Menschen in Armut und in Hunger leben müssen. „Wie kann eine Landwirtschaft betrieben werden, die das hervorruft und es einfach ignorieren, dass wir es so viel besser machen könnten?“, fragte sich der als „Vater der Permakultur“ bezeichnete Australier Mollison (1928 - 2016).
Zusammen mit seinem australischen Landsmann David Holmgren wollte er in den 1970-er Jahren der weltweit herrschenden Agrarindustrie etwas entgegensetzen. Denn die übliche Landwirtschaft war und ist bis heute nur auf Profit und schnelle Erträge ausgerichtet und trägt dazu bei, dass unsere Erde sich in einem so desolaten Zustand befindet. Neue Wege sind also auch heute noch dringend erforderlich!
Permakultur als eine Lösung, um unsere verschmutzten und angegriffenen Ökosysteme wieder ins Gleichgewicht zu bringen, um Luft, Wasser und Erde zu reinigen? Um das zu klären, wollen wir den Prinzipien der Permakultur auf den Grund gehen. Was zeichnet die Permakultur aus und welche Gewinne resultieren daraus für Mensch, Tier und Pflanze und damit für unseren Planeten? Können wir selbst Permakultur betreiben, obwohl wir darüber möglicherweise keinerlei Kenntnisse und bis jetzt noch nie etwas davon gehört haben?
Wir wollen Dir in diesem Artikel einige Inspirationen an die Hand geben und Dich dazu ermutigen, selbst schon im Kleinen zu beginnen. Denn Du benötigst dafür nicht unbedingt ein riesiges Stück Land, sondern kannst schon auf Deinem Balkon einen kleinen Permakulturgarten schaffen und so ganz viel für die Umwelt tun.
Permakultur – was ist das?
Permakultur ist keine Erfindung der 1970-er Jahre durch Mollison und Holmgren, sondern wurde bereits als „permanent agriculture“ von dem amerikanischen Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King (1848 – 1911) beschrieben. Er skizzierte damit die nachhaltig landwirtschaftlichen Systeme in Korea, Japan und China. Die richtige Entwicklung und weltweite Verbreitung der Permakultur trieben jedoch erst Mollison und Holmgren voran. Als Protest gegen die Ausbeutung, Verschmutzung und Zerstörung unserer Erde durch die großflächig betriebene Monokultur-Landwirtschaft sollte die Grundidee der Permakultur einen Gegenpol setzen. Dies gelingt, indem sie auf eine nachhaltige Landwirtschaft baut, die keiner Verschwendung essenzieller Ressourcen bedarf, sondern uns und unserer Umwelt dienlich ist. Der Mensch kämpft hier nicht gegen die Natur, sondern nutzt sie in intelligenter und intuitiver Weise. Vielmehr lernt er durch eigene Beobachtungen wichtige Naturgesetze kennen und versteht, diese für alle Beteiligten gewinnbringend einzusetzen. Ein naturnaher Lebensraum wird geplant – daher auch der Name „permaculture design“ – und umgesetzt und ist dann mit möglichst geringem Arbeitsaufwand sich selbst erhaltend 2.
Das hört sich nicht nach einer außerordentlich „neuen“ Erfindung an, oder? Die Prinzipien der Permakultur, die im weiteren Verlauf noch näher beschrieben werden, beruhen tatsächlich auf keiner „neuen“ Idee, sondern darauf, dass Mensch und Natur miteinander in Harmonie zusammenleben und dabei eine nachhaltige Anbauweise entsteht. Doch ist ein Großteil der Menschheit davon abgerückt, lebt in Städten und geht in Supermärkten einkaufen. Manch kleines Kind weiß heute nicht einmal mehr, woher die Milch aus dem Tetrapack stammt. Wie entfremdet ist doch der moderne Mensch von der Natur! Er versteht sich nicht mehr als einen Teil von ihr, denn sonst würde er wohl kaum seine eigene Lebensgrundlage so verheerend zerstören. Die Permakultur ermöglicht auch dem durch und durch industrialisierten Menschen, sich wieder einen naturnahen Lebensraum zu erschaffen und mit diesem in Einklang zu leben. Eine permanente Landwirtschaft bedeutet ein bewusst umgesetztes und dadurch stark funktionierendes System.
Die 12 Prinzipien der Permakultur
Wenn auch nicht erfunden, so wurde doch der Begriff „Permakultur“ von Bill Mollison geprägt. Er bezieht sich dabei auf zwei Wortstämme: „Permanence“ und „Culture“. Mit „Permanence“ ist die Dauerhaftigkeit bzw. Beständigkeit im Sinne von einem zeitlichen Fortbestehen des Permakulturgartens gemeint und mit „Culture“ die menschliche Beschäftigung damit, sich durch diese Vorgehensweise die Existenz auf unserer Erde zu sichern.3
Bill Mollisons Idee der Permakultur ist die eines nachhaltigen Systems, das sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass es mehr Energie produziert als notwendig ist, um es zu etablieren und aufrechtzuerhalten.4
Durch ein nachhaltiges System entsteht keine Verschmutzung der Ökosysteme und die Verschwendung wichtiger Ressourcen. Es ist nur gewinnbringend. Das Permakultur-System beruht auf 12 wichtigen Prinzipien:
1. Beobachte und Handle
Eine der wichtigsten Grundlagen der Permakultur ist, die vorhandenen Gegebenheiten möglichst zu allen Jahreszeiten zu beobachten und in den Garten zu integrieren. Dazu zählen Bodenbeschaffenheit, natürlich wachsende Pflanzen und vorkommende Tiere, aber auch eventuell vorhandene Gefälle oder Steigungen, Wetterbedingungen wie Sonneneinfall und Windverläufe sowie ihre Verbindung zueinander und ihre Interaktion. Denn die Natur ist für sich und von selbst ein System, das Nachhaltigkeit, Selbstregulation und -erhaltung sowie Effizienz in Perfektion meistert. Der natürliche Flow des auserwählten zukünftigen Permakultur-Areals wird genutzt und sich daran stets orientiert.
2. Sammle und speichere Energie
Existierende Energieträger wie fossile Brennstoffe werden bei der Permakultur geschont und stattdessen erneuerbare Energien genutzt. Dazu gehören Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft. Die Energie sollte nicht nur gebraucht, sondern auch gespeichert werden. Deshalb gehört die Nutzung von Bodenhumus, Saatgut, Bäumen und anderen mehrjährigen Pflanzen als Ressourcen-Lieferanten, aber auch die Nutzung von Gewächshäusern, Frühbeeten oder das Speichern von Wasser genauso zu diesem Prinzip. Ein erstrebenswertes Ziel in der Permakultur ist es, neben der Schonung nicht erneuerbarer Energiequellen, lokale und regionale Unabhängigkeit zu erlangen.
3. Erwirtschafte einen Ertrag
Natürlich geht es auch in der Permakultur darum, Erträge zu erwirtschaften, die Mensch und Tier ernähren und keine jahrelange Vorarbeit benötigen, sondern sich auch zügig schon einstellen.
4. Erschaffe selbstregulierende Kreisläufe und lerne aus den Ergebnissen
Das Ziel der Permakulturwirtschaft ist die Schaffung und der Erhalt von sich selbst regulierenden und wiederherstellenden Systeme, in die der Mensch möglichst nicht eingreift und nur einen minimalen Arbeitsaufwand einbringt. Dadurch entstehen nachhaltige Kreisläufe, die automatisch eine Menge an Arbeit einsparen, denn die Pflanzen regulieren sich selbst. Das gelingt zum Beispiel durch den Anbau mehrjähriger oder sich selbst aussäender Pflanzen. Ein weiteres einfaches Beispiel: Eine Kohlpflanze schützt mit ihren großen Blättern die benachbarten Salatpflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung, sodass sie weniger gegossen werden muss.
5. Nutze erneuerbare Ressourcen und Leistungen
Wir haben unendlich viel Energie zur Verfügung, wenn wir verstehen, sie richtig einsetzen. Erneuerbare Energien wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse sollten bewusst und produktiv genutzt werden. Ein Baum zum Beispiel liefert hilfreichen Schatten für die Pflanzen, seine Früchte können geerntet werden und sein Holz liefert eine weitere Energiequelle.
6. Verwerte alles und produziere keinen Abfall
Nach den Prinzipien der Permakultur entsteht kein Müll. Stoffe werden weiter- und wiederverwendet. Wie zum Beispiel Gartenabfälle: Sie werden kompostiert und aus ihnen entsteht wertvoller, nährstoffreicher Humus, oder sie werden für den Bau von Hügel- oder Hochbeeten verwendet und sind hier eine wertvolle Ressource.
7. Gestalte erst Muster, dann Details
Einer der wichtigsten Grundsätze in der Permakultur ist, von der Natur zu lernen! Die erfolgreiche Gestaltung eines Permakulturgartens erfordert zunächst, dass wir die übergeordneten Muster, sprich die Naturgesetze, verstehen lernen. Dadurch können wir, ohne das System aus dem Gleichgewicht zu bringen, Veränderungen im Detail vornehmen.
8. Integriere, statt abzugrenzen
Dieses Prinzip hängt eng mit dem ersten zusammen. Es ist essenziell, das System und seine Teile sowie deren Zusammenspiel zu kennen, um sie integrieren und optimal nutzen zu können. Viele verschiedene Elemente können sich untereinander helfen und sollten daher nicht voneinander abgegrenzt werden. Ein kleines Beispiel: Giersch wächst als Wildpflanze natürlich in unserem Garten. Im herkömmlichen Gartenanbau ist der Giersch ein „Unkraut“ und würde entfernt werden, um eine Anbaufläche zu erschaffen. In der Permakultur weiß man: Giersch ist eine essbare und sehr gesunde Wildpflanze, die im Permakulturgarten eine wichtige Rolle spielt. Sie sollte erhalten bleiben und nur bei Überwucherung eingeschränkt werden, damit andere Pflanzen nicht verdrängt werden. Gleiches gilt für die Brennnessel, deren Blätter und Samen zum einen sehr wertvolle Nährstoffe liefern. Zum anderen können wir mit der Brennnessel eine Jauche ansetzen, die für unsere Pflanzen einen wunderbaren, natürlichen Dünger ergibt.
9. Setze auf kleine, langsame Lösungen
Insbesondere in dieser schnelllebigen Zeit ist Geduld gefragt. Wie heißt es so schön: „Gut Ding will Weile haben.“ Im Gegensatz zur industriellen Agrarwirtschaft mit hohem und schnellem Energieumsatz setzt die Permakultur auf kleine und langsamere Lösungsstrategien, die für den Menschen leichter überschaubar und langfristig produktiver sind. Ein Permakulturgarten braucht Zeit, um sich zu entfalten.
10. Nutze und schätze die Vielfalt
Ein sehr wichtiges Prinzip in der Permakultur ist die Vielfalt. Monokultur gibt es hier nicht. Nur eine Vielfalt an verschiedenen Gewächsen schützt und unterstützt sich gegenseitig. Dadurch sind die Pflanzen weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten als in der monokulturbetriebenen Landwirtschaft. Der Einsatz schädigender Pestizide wird dadurch unnötig und der Permakulturgarten bietet eine naturbelassene und gesunde Nahrungsquelle für Mensch und Tier.
11. Nutze Randzonen und schätze das Marginale
Auch Übergangs- und Randzonen können in den Permakulturgarten integriert werden. Das macht ihn besonders vielfältig und damit wertvoll. Eine Hecke beispielsweise kann für rankende Pflanzen ein idealer Lebensraum sein.
12. Reagiere kreativ auf Veränderung
Die Natur ist immer im Wandel. Daher müssen auch wir mit Veränderungen umgehen lernen und flexibel bleiben, vor allem bei unvorhergesehenen, nicht kontrollierbaren Ereignissen. In der Permakultur geht es darum, mit den Veränderungen zu gehen und diese nicht verhindern oder bekämpfen zu wollen. Hilfreich ist dabei auch ein Maß an Geduld, Demut und Dankbarkeit, denn das schützt auch vor voreiligem Aufgeben, Enttäuschung oder Frust.5
Wenn Du nach diesen Ansätzen Deinen Boden bestellst, wird Dein Permakulturgarten Früchte tragen, ganz gewiss!
Vor- und Nachteile von Permakultur
Natürlich entsteht ein Permakulturgarten nicht von allein und nicht von heute auf morgen. Es bedarf also nicht nur eines gewissen Erstaufwands, sondern auch Ausdauer und Geduld. Diese stehen jedoch keinesfalls im Verhältnis zu der Arbeit mit einem konventionellen Garten, in dem regelmäßig und viel gejätet und Unkraut gezupft werden muss. Wie mit den Prinzipien der Permakultur deutlich wird, nimmt ein richtig angelegter Permakulturgarten erst einmal Zeit für Beobachtung und Planung in Anspruch. Dies könnte für jemanden, der schnellstmöglich Ergebnisse plant, einen Nachteil bedeuten. Doch letztlich gestaltet sich dieser Aspekt zum Vorteil für den, der mit Geduld dranbleibt. Nach möglichen Niederlagen ist damit ein wertvoller Lernprozess verbunden, der sich langfristig ganz sicher auszahlen wird. Fallen Dir aufgrund Deiner Erfahrungen Nachteile der Permakultur ein, dann schreibe sie gerne in die Kommentare. Uns sind keine weiteren eingefallen.
Permakultur ist eine Bewegung, die zur Heilung der Erde beitragen kann. So nimmt ein Permakulturgarten dem Boden nicht die Nährstoffe, wie es in der Monokultur- Landwirtschaft der Fall ist, sondern gibt sie ihm wieder zurück. Der pH-Wert eines nachhaltig angelegten Gartens geht Richtung basisch, was optimal für die Pflanzen ist. Der wichtige Phosphor bleibt im Boden und wird nicht wie in der herkömmlichen Agrarwirtschaft ausgetragen. 6 Das wiederum bedeutet, dass sogar Böden, die bereits ausgelaugt sind, nach dem Permakultur-Prinzip wieder mit essenziellen Nährstoffen aufgebaut werden könnten. Ein Permakulturgarten bringt bis zu viermal mehr Ertrag als ein konventioneller Gemüsegarten! 7 Das Argument, dass es zu viele Menschen auf dieser Erde gäbe und man nicht alle Münder stopfen könnte, wäre damit hinfällig. Unsere Ökosysteme liefern uns alle notwendigen Ressourcen. Wir müssen nur wieder lernen, sie nachhaltig zu gebrauchen.
Weitere Vorteile eines Permakulturgartens sind:
Der Einsatz und die Integration von Tieren
Die Grundsätze der Permakultur gestalten sich für alle Beteiligten gewinnbringend. Ein nach den Prinzipien der Permakultur angelegter Garten erhält sich selbst und macht kaum Arbeit, wenn man die einzelnen Bestandteile richtig kombiniert. Tiere werden in der Permakultur oft als Hilfe eingesetzt. Zum Beispiel sind Hühner für die Bodenbearbeitung zuständig, die in der herkömmlichen Landwirtschaft maschinell gemacht werden müsste. Mit einem mobilen Hühnergehege beispielsweise kommen die Hühner immer wieder auf ein Stück neues Land und bekommen so das frischeste Futter überhaupt. Dadurch sind sie weniger anfällig für Krankheiten, die vor allem entstehen, wenn die Tiere permanent am gleichen Ort gehalten werden. Der Mensch wiederum hat den Vorteil, dass er die Fläche für den Anbau perfekt vorbereitet bekommt. Die harte Arbeit des Umgrabens wird ihm durch den Einsatz der Hühner abgenommen.8 Auch Igel könnten im eigenen Garten ein nützlicher Helfer sein. Sie ernähren sich von Schnecken und Insekten und regulieren so den Befall. Der Igel findet im Permakulturgarten einen optimalen Lebensraum mit viel Nahrung und ausreichend Unterschlupf-Möglichkeiten.
Richtung Selbstversorgung gehen
Betrachtet man es genau, haben wir die Verantwortung für unsere Nahrungsversorgung abgegeben und sind abhängig von dem auf Gewinn geprägten System, das rein darauf abzielt, dass immer noch mehr konsumiert wird. In Krisenzeiten ist dieses System äußerst fragil. Lieferketten können einbrechen und Lebensmittel knapp werden. Da wäre es klug, vorzusorgen und sich unabhängiger zu machen. Zwar bieten uns auch Wald und Wiesen die nötige Nahrung, sofern wir darüber Bescheid wissen, welche Pflanzen wir essen können, doch ein Permakulturgarten liefert Dir für das ganze Jahr Erträge. Dazu gehören auch nutzbare Begleitpflanzen, die gern als „Unkraut“ bezeichnet werden. Die sind oft auch in Wald und Wiesen zu finden, wenn noch kein Garten vorhanden ist. Es gibt von diesen Pflanzen zahlreiche, die unserer Gesundheit dienlich sind. Neben dem Giersch ist der Spitzwegerich zum Beispiel eine Wildpflanze, die fast überall gedeiht. Wie sein Name bereits verrät, wächst der Wegerich am Wegesrand und kann in vielfacher Hinsicht nützlich sein: zur Förderung schneller Wundheilung oder als Blätter im Salat. Der Wegerich ist ein wahrer Alleskönner. Wenn wir auch nur im Kleinen frische Kräuter und ein paar Gemüsepflanzen auf unserem Balkon anpflanzen, haben wir neben der Freude am Gärtnern zumindest auch immer eine Notfallration.
Die Verbindung zur Natur
In unserer verstandesgeleiteten Kultur ist es ein Segen, wenn wir gärtnern können und den Kontakt der Hände zur Erde und die Verbindung mit den Pflanzen als Ausgleich finden. Die Pflanzen verstehen viel mehr, als wir denken. Auch der Selbstversorger und Buchautor Wolf-Dieter Storl hat inmitten von Wiesen- und Waldlandschaft im Allgäu einen Gemüsegarten angelegt und versorgt sich und seine Familie über das ganze Jahr mit frischem Gemüse und Salaten, mit Obst, Beeren und Nüssen. Die üppige Ernte ist Storl zufolge auch den Gartenwesenheiten zu verdanken. Seine Verbindung geht sogar so weit, dass er mit den Pflanzen spricht. Seine ersten Gartenerfolge, die er schon in jungen Jahren verzeichnete, begründet er so: „Wahrscheinlich war es meine Begeisterung und Hingabe, die in den Pflanzen eine Resonanz bewirkten. Irgendwie begriff ich damals, dass Pflanzen auch auf unsere Gefühle und unser Interesse reagieren.“9
Wir gewinnen an Achtsamkeit. Wenn wir im Einklang mit den Jahreszeiten mit den Pflanzen und Tieren einen Garten anlegen, werden wir behutsamer mit der Schöpfung, weil wir sie unmittelbar erleben. Nahrung gewinnt einen ganz anderen Stellenwert, eine andere Wertschätzung. Unsere Sinne werden beim Gärtnern erfüllt. Wie duftet doch die Erde? Das Rauschen des Windes im Laub und die samtige Berührung des Salbeis oder der saftige Geschmack der Borretsch-Blüten - ein wahres Erlebnis, das unsere Seele zum Klingen bringt. Dieses Gefühl ist seit Urzeiten in uns verwurzelt.
Nicht zu unterschätzen ist die Bewegung an frischer Luft und die Erfüllung, die sich im Kontakt mit den Pflanzen offenbart. Was für ein Geschenk ist es doch: Wir stecken eine Kartoffel in den Boden und es wachsen gleich mehrere Kartoffeln aus dieser Knollen-Pflanze. Die Natur beschenkt uns reich, wenn wir sie nur wieder zu verstehen lernen. Wer je selbst schon gegärtnert und die Früchte der gesäten Pflanzen ernten durfte, weiß, welche tiefe Dankbarkeit dabei empfunden wird. Matthias Langwasser, der sich sieben Jahre auf einem Permakultur-Gelände selbst versorgte, entwickelte eine geniale Methode des erfolgreichen Kartoffelanbaus ohne viel Arbeit. Erfahre hier mehr in seinem Video.
Permakultur auf dem Balkon - eine essbare Wohlfühloase
Der Permakultur sind keine Grenzen gesetzt und das ist wirklich das Faszinierende an diesem nachhaltigen Gärtnern. Ob die Erdbeschaffenheit herausfordernd ist oder wir es mit einem trockenen Gebiet zu tun haben, folgt man den Prinzipien der Permakultur, lässt sich mit der Zeit fast überall ein nachhaltiger, beständiger Garten anlegen. Was ist, wenn ich nun keine Grünfläche zur Verfügung habe und in der Stadt lebe? Auch dann, im ganz Kleinen, kannst Du nachhaltig und nach Permakulturprinzipien wirtschaften.
Hast Du einen Balkon, ist schon viel gewonnen! Natürlich bietet ein Balkon nur eine begrenzte Fläche, die Dir für die Anpflanzung zur Verfügung steht. Und dennoch kannst Du bei geschickter Nutzung schon vieles anbauen. Dazu gehören frische Kräuter, Obst- und Gemüsepflanzen wie Hokkaido-Kürbis, Grünkohl, Spinat, Lauch, Tomaten, Basilikum, Schnittlauch, Fenchel, Kapuzinerkresse, Brombeere, Himbeere, Jostabeere, Aroniabeere, sogar Apfelbäume sind möglich. Deiner Kreativität und Experimentierfreudigkeit sind keine Grenzen gesetzt.
Halte Dich auch auf Deinem Balkon nach Möglichkeit an die 12 Prinzipien. Beobachte zunächst: Zu welcher Himmelsrichtung ist er ausgerichtet, wie sind die Witterungsverhältnisse und das Mikroklima, was bietet möglicherweise Schutz, in welcher Ecke könnte was am besten gedeihen, welche Pflanzen ergänzen sich am besten und wie schaffe ich eine schöne und leckere Mischkultur? Und dann leg los mit Deiner Planung, die Du erst mal nur auf dem Papier skizzieren kannst, bevor es in die Praxis geht.
Die Grundausstattung des Gärtnerns ist einfach und braucht nicht teuer zu sein. Du brauchst natürlich Balkonkästen, Gartenerde, Samen zum Anpflanzen und Deine Hände. Am besten Du verwendest altes Saatgut, das hybridfrei ist. Seit dem letzten Jahrhundert sind ungefähr dreiviertel der alten Sorten verloren gegangen, was sich wiederum nachteilig auf unser Ökosystem auswirkt. Samenfestes Saatgut wird von dem gemeinnützigen Verein „Kultursaat e. V.“ nach biologisch dynamischen Richtlinien gezüchtet, die sich für die Vergrößerung der Sortenvielfalt einsetzen. Du findest in unserem Shop tolles, vielfältiges Gemüse, Kräuter und Blumen als samenfestes Saatgut mit hoher Keimfähigkeit.
Auch ein 60 cm langer Balkonkasten kann Dir übrigens schon eine üppige Ernte bescheren. Hier können bis zu 10 Pflanzen gedeihen, wie beispielsweise ein Kürbis, 3 Tomatenpflanzen, 2 Sonnenblumen, 2 Grünkohlpflanzen, 1 Baumspinat und 1 Bergminze.10
Möchtest Du jedoch voll einsteigen und nicht nur einzelne Töpfe oder Kästen bepflanzen, kannst Du auf Deinem Balkon je nach Platz auch in die Höhe wachsen und Hochbeete zum Einsatz bringen. Stapelst Du diese pyramidenartig übereinander, kannst Du sogar noch mehr Pflanzen Raum geben und sie ganz nach ihren Bedürfnissen gedeihen lassen. Salat zum Beispiel wächst ganz oben, während Pflanzen mit großem Wurzelwerk wie Gurken oder Kürbisse ganz unten Platz finden. Sie können gut etwas schattiger stehen, da sie lange Ranken bilden und dem Licht entgegenwachsen. Ergänzt um Rankhilfen, die sogar unter der Decke hängen können, wenn Dein Balkon eine hat, erschaffst Du Dir so schon auf kleiner Fläche hohe Erträge.
Auch auf einem Balkon ist es möglich, einen kleinen Kompost anzulegen. Bei richtiger Zusammensetzung gewinnst Du eine humusreiche Erde, die ein wunderbarer Dünger für Deine Pflanzen abgeben. Es gibt zum Beispiel die einfach zu bauenden Wurmkisten, die tolle Hummuserde produziert. Du findest auch hier im Internet zahlreiche Inspirationen, die schnell umsetzbar sind.11
Weiterhin kannst Du Nisthilfen für Bienen besorgen. Hier wirkt das Permakultur-Prinzip „Nehmen und Geben“. Die vom Aussterben bedrohten Bienen finden einen Raum und bestäuben die Blüten der Pflanzen, die dadurch eine bessere Fruchtfolge entwickeln können. Auch Schmetterlinge und andere Insekten sowie Vögel wie Sperlinge, Kohl- und Blaumeisen kommen zumindest zum regelmäßigen Besuch auf Deinen grünen Balkon.
So lässt sich Natur und Ernteglück mitten in der Stadt erleben. Über das ganze Jahr kann in Deutschland angepflanzt werden. Hilfreich ist hierbei ein Aussaatkalender, der Dich informiert, zu welcher Zeit was ausgesät werden sollte.
Stellen wir uns vor, jeder, der einen Balkon hat, würde diesen mit unterschiedlichen Pflanzen bestücken. Wie viel grüner wäre es doch in einer Stadt? Es wirkt sich vorteilhaft für das Klima aus, es zieht die Bienen und andere Tiere an und sorgt für das eigene Wohlbefinden.12
Fazit
In der Permakultur geht es darum, dass wir uns als Teil des Ganzen verstehen. Unsere Mutter Erde beschenkt uns reich. Mit den Grundsätzen der Permakultur haben wir die Chance, im Einklang mit der Natur diesen Planeten wieder zu dem paradiesischen Platz zu gestalten, der uns natürlicherweise gegeben war und wieder hergestellt werden kann. – und das mit vergleichsweise wenig Aufwand, dafür mit Achtsamkeit und Respekt für die Naturgesetze der Schöpfung. Jeder kann und sollte nach seinen Möglichkeiten damit beginnen - für die Zukunft von Mutter Erde, allen Pflanzen und Tieren, uns und unseren Kindern.
Autorin: Linda Püschel
Interessante Links:
Matthias Langwasser über Kartoffelanbau ohne Arbeit
https://www.youtube.com/channel/UCkcBTQj0kstb7cjYAr4k9AA
Literaturverzeichnis:
1. https://www.youtube.com/watch?v=6RD1GW-vOHg
2. http://permakultur.farm/
3. https://www.youtube.com/watch?v=6RD1GW-vOHg
4. https://www.youtube.com/watch?v=QBLKuYDh5S8
5. http://permakultur.farm/permakultur-prinzipien/
6. https://www.facebook.com/NDRfernsehen/videos/so-funktioniert-ein-permakultur-garten/419013282299866/
7. https://www.youtube.com/watch?v=PUnaHZCM9Oo
8. Buch: Wolf-Dieter Storl „Der Selbstversorger Mein Gartenjahr Säen, pflanzen, ernten“, S. 9.
9. https://www.youtube.com/watch?v=JPuDbca6VC4
10. https://www.youtube.com/watch?v=BPgI06L8Z8o
11. https://www.youtube.com/watch?v=AF3dPof6Lhg